Wir schauen einem älteren Fohlen zu, wie es mit seinem Körper spielt: seit einer halben Stunde schon, bewegt sich das junge Pferd in allen möglichen und unmöglichen Variationen seines Körpers. Es gibt sich unermüdlich alle Mühe sich zu bewegen, anzuhalten und die Bewegungsrichtung zu wechseln.
Damit die Sache spannend bleibt, wird das Spiel mit seinem Körper immer dynamischer, um den Körper immer wieder vor neue Aufgaben zu stellen. Die Bewegungen sind schlicht und komplex zugleich und man ahnt, dass sie bald ihren Reiz verlieren könnten, weil das Pferd allein mit sich spielt. Im Moment ist es aber noch voll konzentriert dabei und erfüllt von seinen eigenen Bewegungen. Das Pferdchen zeigt, was es schon kann. Im selbstvergessenen Spiel seines Körpers zeigt es nicht ETWAS, auch nicht seine Bewegungen, sondern SICH.
Im Spiel mit den Bewegungsvarianten seines Körpers geht darum, dass das Pferd seine persönlichen motorischen Fähigkeiten ausprobieren kann, dass es herausfindet, was geht und was möglich ist. Das ist ein unendliches Spiel, denn morgen geht wieder mehr, vielleicht was anderes oder vielleicht zwickt auch das, was gestern noch nicht im Spiel des Körpers mitgenommen wurde. Das Pferd ist sich dessen freilich nicht bewusst.
Für das Pferd ist das Körperspiel in diesem Moment wichtig – im Spiel genügt es sich selbst. Und das ist die Pointe – es integriert damit die Bewegungen dieses Spiels in die Grundlage seiner Körperfunktionen mit ein. Einfach so – ohne zu denken – und ohne sich zu bewerten. Wenn es stolpert oder dabei auf der Nase landet – dann weiß es lediglich das es noch andere Bewegungen ausprobieren muss, damit es nicht mehr auf der Nase landet.
Und je selbstvergessener, ohne Anweisungen und Störungen von außen es sich seinem Spiel hingeben kann, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Bewegungsmöglichkeiten in seinem Körper einprägen, weil sie über sein Gehirn, das Rückenmark und die Nervenleitungen laufen.
Und genau dass alles ist die Grundsignatur der biomotorischen Bewegungen, die damit zugleich Atembewegungen – eigentlich Organbewegungen sind, weil sie alle Bewegungsfunktionen des Körpers kreuz und quer miteinander verschalten. Das ist die Logik des Körpers und seiner Bewegungsfunktionen.
• Das Pferd muss die Bewegungen selbst ausführen – also über das Gehirn, nicht über die Muskeln
• Kein Körperteil darf bevorzugt oder zurückgehalten werden
Etwas fehlt allerdings noch, um das Glück des Pferdes vollkommen zu machen. Und zwar jemand der Applaus spendet, sich in das Spiel „miteinklinkt“ Vorschläge macht, das Pferd animiert, Begeisterung über den gemeinsamen Austausch und im ursprünglichen, verbindenden Spiel der Körper zeigt. Sich gegenseitig zeigen, wie gut man sich bewegen kann.
Die Interaktion
Als Lehrmittel für die Ausprägung des Pferdekörpers hat die Natur die Interaktion „erfunden“. Der Reiz der Bewegungsanreize liegt dabei in der Begeisterung der eigenen Körper und der eigenen neugierig entdeckten Bewegungserfahrungen.
Wie aber steht es mit der Freiheit und der Verbundenheit?
Wenn man das Spiel des Pferdes aufmerksam beobachtet, spielt es zwar selbstvergessen mit seinem Körper – verbindet sich aber durch seine Sinneswahrnehmungen mit dem Boden, mit der Umgebung und vor allem mit dem Menschen – wenn er mitspielt. Es ist ein Miteinanderspielen. Und es ist wie im Leben. Mit dem, wo ein Austausch so richtig schön ist, wo man sich verstanden und gesehen fühlt ist es besonders schön – diese Verbindung möchte man festigen.
Das Pferd fühlt sich frei, weil das Spiel unberechenbar ist. Das Pferd hat die Freiheit, immer neue Bewegungen zu erproben und zu entwickeln. Der Mensch lädt das Pferd ja „nur“ zu Bewegungen ein, macht Vorschläge und Angebote – und das Pferd kann sie annehmen – weil der Körper es kann – oder eben auch nicht. Auch nicht schlimm, denn es hat genug Raum für neue Bewegungsideen.
Bei näherer Betrachtung weitet gerade dieses Unbewusste den Spielraum des Körpers aus. Sie geben die Dynamik im Körper des Pferdes frei, ohne dass es sich unsicher fühlt. Denn durch das Sich-ausprobieren bekommt der Körper eine Orientierung, die es dem Pferd erlaubt, immer schneller zu werden, aus vollem Lauf anzuhalten, ganz langsam, und noch langsamer zu sein, um im nächsten Moment auf einen Vorschlag hin abzupreschen und im übernächsten Moment wieder auf Zuruf anzuhalten.
Das Pferd wird dabei immer sicherer, immer vertrauter mit sich und seinem Körper – es wird immer kühner und selbstbewusster. Und vor allem immer aufmerksamer auf die Vorschläge des Menschen und seinen Beifall die seine Bewegungen auslösen.
Viel Spass, Freude und Dynamik bei den „biomotorischen Bewegungen“ mit ihrem Pferd wünscht Ihnen Monika Buhl
PS: Je mehr Spaß sie mit ihrem Pferd haben, desto besser