Künstliche Bewegungen
Die Biomotorik sucht nicht – sie findet
Immer wieder unterhalte ich mich mit Reitern, die mir mit leuchtenden Augen von der reellen, einzig wahren Pferdeausbildung erzählen, die man „nur“ richtig machen muss, aber dann für Pferd und Reiter das Paradies auf Erden bedeuten.
Manchmal erwidere ich darauf eine Anekdote von Picasso, dem von einem Mann vorgeworfen wurde, dass seine Kunst unrealistisch sei. Darauf habe Picasso gefragt, ob er ihm denn irgendeine Kunst zeigen kann, die realistisch sei. Der Mann reichte ihm darauf hin ein Bild seiner Frau. Picasso warf ein Bild darauf und bemerkte: „Dann ist ihre Frau also fünf Zentimeter groß, zweidimensional, hat keine Arme, keine Beine, keinerlei Farbe, sondern nur Abstufungen von Grau?“
Wenn ich mir die Fotos und Videos von reellen, wirklichen Reitkünstlern anschaue, sehe ich meistens Pferde die fünf Kilo Metall im Maul haben müssen, unbeweglich in ihrem Rücken sind, nicht fähig ihren eigenen Kopf zu tragen und deshalb die Zügel des Menschen zur Stütze brauchen und die Schultern vor muskulären Einbindungen nur so strotzen. Ganz zu schweigen von dem von Muskeln festgezogenen Rippenkorb und Bauch.
Ohne dem Reitkünstler in seiner Kunst ein Abbruch zu tun, aber ich würde mir einfach wünschen, dass seine Kunst auch seine Augen für das plastische Zusammenwirken des Pferdekörpers erweitern würden. Alle Künste, alle Reitformen, alle Reitstile, alle künstlichen Bewegungen sind das Produkt und Ergebnis eines subjektiven Blickwinkels, der eben nur die reiterlichen Bewegungen im Fokus hat.
Wie kann aber eine Pferdeausbildung, eine Reitthese als reell und als die einzig richtige tituliert und so an gutgläubige „Anwender“ verbreitet werden, wenn sie doch durch die Unterschiedlichkeit der vielen Fähigkeiten vor allem auch die vielen Unfähigkeiten gar nicht skalierbar ist.
Gut, auch Picasso hat Bäume geschaffen, die es ohne ihn nicht gegeben hätte. Aber seine Bäume existieren eben „nur“ auf dem Papier. Die Bäume Picassos sind keine „künstlichen Bewegungen“ weil sie nicht aus Fleisch und Blut sind, wie das Pferd. Und übrigens wären die Bäume Picassos in der Natur wahrscheinlich auch gar nicht überlebensfähig.
Zwar schufen die wirklichen Reitkünstler, die die ein Verständnis für die natürlichen Funktionsweisen des Pferdekörpers aufbrachten, im Laufe ihrer Reiterei neue Bewegungsfolgen (man spricht François Robichon de la Guérinière die „Erfindung“ der Seitengänge zu, die bei einem funktionierenden Pferdekörper zu Recht als neue Herausforderungen gelten. (dann sogar als das Aspirin der Reiterei). Mit denen das Pferd auf den richtigen Grundlagen seines Körpers weiterwachsen und sich entfalten kann. Aber eben erst, wenn zuvor die körperliche Grundlage des Pferdes stimmt.
Oder wie sagte Otto von Monteton: „eine richtige körperliche Grundlage ist wichtiger als ein auf Täuschung beruhendes blendendes Schaugepränge, welches Reiter und Pferd verdirbt“. Na also.
Und zum dritten Mal zitiere ich Picasso: „der Stil ist für einen Maler der schlimmste Feind“. Picasso fürchtete die stilistische Erstarrung, so wie wir die reiterliche Erstarrung fürchten sollten. Ein „wahrer Reitkünstler“ kann in der engen Beziehung mit dem Pferd, die Grundstrukturen des Reitens immer wieder zerlegen, und die Perspektiven auflösen. Beide können das mit einem leisen Lächeln im Gesicht, weil die Grundlagen ihrer Bewegungen stimmen – weil der Rippenkorb den passenden Atem spendet und die Wirbelkette sich um die Bewegungsfähigkeit kümmert.
Die beiden, Pferd und Reiter sind dann nur noch – so beiläufig – damit beschäftigt ihre gemeinsame „Abstimmung“ zu perfektionieren. Dieses Reiten ist das Ergebnis einer unverstellten und unmittelbaren Wiedergabe der inneren Einstellung von Reiter und seinem Pferd. Weil das Pferd weder ein Problem mit seinen Bewegungen hat, keine Fragen mehr über die körperlichen Aussagen des Reiters stellen muss, müssen beide auch nicht mehr nach Lösungen suchen, die die Bewegungen instrumentalisieren.
Sie beide schaffen es, Reiten als Entdeckungsreise ihrer Körper zu sehen, mit dem neugierigen Entdeckergeist eines Fohlens, der seinen Körper entdeckt. Jetzt zitiere ich doch nochmal Picasso, als er Bilder von Kindern sah: „als ich im Alter dieser Kinder war, konnte ich zeichnen wie Raffael – aber ich brauchte ein Leben lang, um so zeichnen zu LERNEN wie sie“.
Als wir Kinder waren, konnten wir uns auf dem Rücken des Pferdes bewegen wie sie. Aber wir brauchen ein Leben lang, um zu LERNEN, uns wie sie zu bewegen“.
Die BIOMOTORIK ist der Weg dazu. Sie hilft Ihnen bei der Abstimmung mit ihrem Pferd – damit sie kein ganzes Leben bis zu ihren gemeinsamen Bewegungen brauchen…
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