Welchen „Grad“ der Handfertigkeit haben ihre Hände?

Was haben unsere Hände mit der Durchlässigkeit des Pferdes zu tun? Kann eine veränderte Handhaltung tatsächlich „Wunder“ beim Pferd bewirken?

Reiten wird immer – auch wenn verschiedene Methoden etwas anderes behaupten und praktizieren – eine Aneinanderreihung von Momenten des Austausches sein. Wie in der Natur eine Pflanze die Nährstoffe aus der Umwelt aufnehmen muss, um zu wachsen, braucht das Pferd genauso die Impulse und die Informationen der Hand, um zu wachsen und sich weiterzuentwickeln. Wachstum ist da wie dort ein Prozess – dazu sind Ihre eigenen Fähigkeiten und viel Aufmerksamkeit für das Pferd nötig.

Beim Reiten setzen wir unseren ganzen Körper als „Ausdrucksmittel“ ein, und wechseln dabei unbewusst zwischen dem „Ausdruck“ der verschiedenen Körperteile. Auch wenn wir uns z.B. auf die Hände konzentrieren, wechseln wir unbewusst auch zum Rumpf oder den Beinen. Je flüssiger wir in diesem Wechselspiel unsere „Ausdrucksmittel“ einsetzen können, desto besser und tiefer kommen wir mit dem Pferdekörper in Verbindung, fördern und stärken den gemeinsamen Austausch.

Der „Reitstil“ ist in ihrem Körper

Jedes unserer „Ausdrucksmittel“ erzeugt zwar eine ganz eigene Resonanz beim Pferd, die sich aber auf vielfältige Weise in ihrem Wirken unterstützen. So bestimmt einerseits die Bewegungsfähigkeit unseres Körpers, wie wir mit dem Pferd in „Beziehung“ stehen und andererseits wie die feine und komplexe Wechselwirkung unserer Körperbewegungen bewusst/unbewusst die Form des Pferdes, seine Bewegungen und die Gänge „mitgestalten“. Unseren Händen mit ihrer „direkten Wirkung“ kommt dabei eine besonders große Bedeutung für die Durchlässigkeit des Pferdes zu.

Wenn Sie bereits für sich herausgefunden haben, dass ihre Hände – vielleicht durch alltägliche Einschränkungen – die Fähigkeit verloren haben mit dem Pferd zu kommunizieren, haben Sie bereits ein Teil des Problems erkannt, dass ihr Pferd sonst in die Undurchlässigkeit seines Körpers führt.

In dem Seminar „Handgespräche“ bekommen ihre Hände die Möglichkeit sich von reflexhaften Handlungen zu verabschieden, die wahrscheinlich aus antrainierten Handreaktionen auf Aktionen des Pferdes entstanden sind und meistens die Strukturen des Pferdekopfes ermüden soll, damit es an der „fixierten“ oder der nach hinten ziehenden Hand „nachgibt“.  So jedenfalls kann das Pferd die Bewegungen ihrer Hand nicht erforschen – und findet auch keine Sicherheit in ihrer Hand.

Ihre feine, einladende „Händigkeit“ dagegen fördert einen körperlichen Austausch, der immer wieder eine Brücke zu den Bewegungen des Pferdes findet und den wertvollen körperlichen Ressourcen des Pferdes begegnen kann – von denen wir ja letztendlich als Reiter abhängen.

Was unsere Hände am Pferd tun sollten?

Die Durchlässigkeit des Pferdes beginnt beim Maul des Pferdes – also ist das Pferd abhängig von dem Bewegungsverhalten unserer Hände und ihrer feinen Fähigkeit von einer Handlung blitzschnell in eine andere zu kommen und dabei neue Impulse entstehen zu lassen. Immerhin erhält das Nervensystem des Pferdes durch unsere Hände, eine sehr direkte „Botschaft“, die den ganzen Pferdekörper darin bestärken kann, muskuläre und anatomische Strukturen sowie das Verhalten neu zu organisieren.

Was unsere Hände am Pferd nicht tun sollten?

Reiterhände, die auf einen bestimmten Reitstil abgerichtet und dafür konditioniert wurden – gehen gar nicht – weil das Pferd von unseren Armen, Händen, Handgelenken und Fingern etwas anderes wie ein reflexhaftes Verhalten in seinem sensiblen und empfindsamen Maul verlangen darf.  Jedes Festhalten in ihrem Rumpf bedeutet auch ein reflexhaftes und unreflektiertes Verhalten von Handgelenken und Fingern. Also ganz das Gegenteil von dem, was das Pferd von uns braucht.

Es geht um die Durchlässigkeit des Pferdes

Die Durchlässigkeit des Pferdes kann entstehen, wenn wir das Maul mit unseren „unabhängigen“ Händen beschäftigen und es davon abhalten können, Festigkeit aufzubauen, die sich sofort im ganzen Körper widerspiegelt und der Durchlässigkeit entgegenarbeitet. Für das Pferd ist es wichtig, dass es sich vertrauensvoll in die Hände des Menschen begeben und die Bewegungen der Hände und ihre Reaktionen erforschen kann, damit es durch die „Handgespräche“ seine Sicherheit finden kann.

Welchen „Grad“ der Handfertigkeit haben Sie?

Der „Grad“ unserer „Handfähigkeit“ entspricht den Fähigkeiten unserer Körperbewegungen und der Eigenschaft unserer Hände, sich an unsere Körpererfahrungen und unser Loslassen der eigenen Spannungen anzupassen. Natürlich brauchen ihre Hände dabei die Unterstützung ihrer zusammenwirkenden Körperbewegungen – deshalb beginne ich jedes Seminar mit den „Placements“

Somit sind unsere Hände ein Vorbild für die tiefen und komplexen Veränderungen, die das Pferd in seinem Körper selbst erfährt und denen es an und in unseren Händen „Gestalt“ geben kann. Es ist das neugierige Wiederholen eines Bewegungsablaufs und die Erfahrung wie sich der Körper neu bewegen kann, wenn sich der Rippenkorb weitet, die Genickbalance oder sich die Becken-Lenden-Spannung ändert, es ist das eigene Erleben des Pferdes, wie der eigene Gesichtsausdruck weich wird, die Augen groß und murmelig werden und wie sich der Körper in „gut durchblutet“ anfühlt.

Für mich ist Reiten ein äußerst gelungenes Zusammenspiel der Bewegungsfähigkeiten des Pferdes und des Menschen. Ohne die Bewegungsfähigkeit unseres Körpers und feinmotorischen Hände ist dieser scheinbar einfache Körperaustausch nicht denkbar. Dann aber führt uns der feine Dialog der Körper, gemeinsam zu außerordentlich tiefen Schichten der Bewegung – was das Reiten und die Durchlässigkeit seines Körpers, die das Pferd dann findet, so wertvoll für Pferd und Mensch macht.

Weitere Informationen

In meinen Artikeln und Seminaren zeige ich alles, was Bewegung kann – und natürlich was sie nicht kann. Aber vor allem decke ich auf, was Bewegungen auch können, aber nicht tun sollten – nämlich Spannungsmomente in die Muskulatur zu bringen, die dann Undurchlässigkeit erzeugt, den Organismus nachhaltig schädigt, das Körpersystem durcheinanderbringt und so eine organische Bewegung unmöglich macht.

Wer mehr über die Durchlässigkeit des Pferdes wissen möchte, dem kann ich meine demnächst erscheinende Artikelreihe ans Herz legen, die die Durchlässigkeit des Pferdes aus verschiedenen Facetten betrachtet. Ich schicke Ihnen diese – und viele weitere Artikel gerne durch meine EMAILS zu, die Sie kostenlos über ihre email-Adresse anfordern können.

Wie Sie mit Ihren Händen zu der Durchlässigkeit ihres Pferdes beitragen, und so ganz nebenbei den Hals runden können – das können Sie mit ihrem Körper im Seminar „Handgespräche“ erlernen.

Die nächsten „Handgespräche“ finden statt:
17. 02. 2024 in Celle
03. 03. 2024 in 74232 Abstatt bei Heilbronn