Was bedeutet BIOMOTORIK

Kurz gesagt:

Die BIOMOTORIK beschreibt den sogenannten „alten Weg“ einer Bewegung bei der die Aufrichtung eine unerlässliche Grundvoraussetzung ist. Dementsprechend führen „biomotorische Bewegungen“ praktisch aus, damit sich eine Bewegung „aus sich heraus“ entfalten kann. In der BIOMOTORIK nehmen die Bewegungen den Weg über die Sinneswahrnehmungen ins Gehirn und dann über die Nervenleitungen in den Bewegungsapparat und in die Muskeln. Das Erkennen und Differenzieren einer Situation, das Verarbeiten im Gehirn und das Weiterleiten in Organe und in die Funktionen der „weichen Geweben“ gehen sozusagen Hand-in-Hand, werden miteinander verwoben und lösen das Zusammenwirken des Körpers aus.

Zusammenwirken

Die BIOMOTORIK zeigt damit die ursprünglichste Art und Weise, um Bewegungen zu erzeugen. Sie entfalten sich im Prozess und nicht im Ergebnis, während das Zusammenwirken des gesamten Körpers aktiviert und angeregt wird (im Vergleich zu isolierten Bewegungen oder Muskelstärkungen). Alles erfolgt von „innen heraus“ – es ist die Wirkung des „inneren Gleichgewichtes“ und das innere Zusammenspiel der Organe, die durch die eigenen Bewegungen massiert und durchblutet werden – außerdem natürlich die Regulation der Atmung, durch die lebendigen Atmungsorgane.

Der „Sinn“ liegt in der Bewegung

BIOMOTORIK ist eine scheinbar nicht gelenkte, scheinbar unbeabsichtigte Selbstformung des Körpers „aus sich heraus“, sie erfolgt über Anreize und über die „Hilfe“ des Spiels. Die Bewegungen werden um ihrer selbst willen ausgeführt und weil sie Freude machen. Das verbindet die Ernsthaftigkeit der Bewegungen mit der Leichtigkeit des Spiels und verändert das Verhalten des Pferdes. Durch die Beteiligung an den eigenen Bewegungen ist die Ausführung nicht mehr verkrampft und gibt dem Pferd eine spielerische Körperhaltung und einen spielerischen Umgang mit seiner Bewegungsfreiheit.

Verlerntes wiederfinden

Es ist kaum etwas weniger Zeitverschwendung, als wenn sich der Pferdekörper aktiv und von „innen heraus“ bewegen kann. Auch wenn Fähigkeiten bereits ausgebildet sind, erhalten „eigene Bewegungen“ die Wirbelkette des Pferdes bis ins hohe Alter biegsam und bringen damit das Pferd in eine elastische, an die eigene Körpermechanik angepasste Gelenkbelastung – die Gelenke gelenkig erhält. Damit nimmt sich der Körper die Überbelastung, Verschleiß und Abrieb.

Der Beweg-Grund

Aus dem Grund kann die BIOMOTORIK auch schon problematische Bewegungen regulieren, die das Pferd aus irgendwelchen Gründen erlernt und sich angewöhnt hat. Das Pferd drückt sich wieder in seinen Bewegungen aus, zeigt was es kann, mehr noch, es definiert seine Persönlichkeit durch seine Bewegungen. Das Pferd zeigt uns durch seinen Bewegungsausdruck wie virtuos es mit seinen Wirbeln und Gelenken umgehen kann, wie es seine eigenen Bewegungen steuern und selbst kontrollieren kann. Aber eben auch, wenn es das nicht kann…

Bewegungsausdruck

Und da der physische Ausdruck ein sehr ehrlicher und genauer Indikator dafür ist, wo das Pferd noch in seinen Bewegungen beschäftigt ist, wo es schon losgelassen hat, sich „fallen gelassen hat“ und was noch unsere Aufmerksamkeit erfordert – ist der Bewegungsausdruck der perfekte Gradmesser für das ineinander spielende Zusammenwirken des Pferdekörpers. Der Körper des Pferdes lügt nicht und zeigt uns ausnahmslos und schonungslos, was schon da ist und was noch fehlt.

Natürlich werden Sie die biomotorischen Bewegungen ins Reiten mitnehmen. Sie brauchen keine „Technik des Reitens“ mehr, weil keine Bewegungsabläufe trainiert werden müssen, sondern der Schwerpunkt liegt nun auf dem spielerischen, situativen Reagieren und dem gemeinsamen Erkunden der altehrwürdigen Reit-Lektionen. Oder den gemeinsamen Erlebnissen in der Natur, oder…

Was sich zu den vorangegangenen biomotorischen Bewegungen am Boden nicht verändert hat, ist ihre gemeinsame Abstimmung – die sogenannte Interaktion zwischen ihnen und dem Pferd. Es hat sich nur ihre Position geändert. Jetzt sitzen Sie auf dem Pferderücken und sind nicht mehr am Boden.

Die Abstimmung, die Verständigung, das Verständnis und das Empfinden für die Pferdebewegungen, wo es zu konzentriert ist, wo es sich nicht loslassen kann und wo es Unterstützung braucht, das alles ist während der Abstimmung am Boden zu Ihrer zweiten Natur geworden und deshalb können Sie einfach nur mit ihrem Körper die Bewegungen des Pferdes nachempfinden und begleiten.

Das Ziel
Erst wenn sich das Pferd auf diese Weise mit uns zusammen bewegen kann, dann spürt es etwas, was wir ihm nicht antrainieren können. Es ist das großartige Gefühl – sich selbst zu bewegen.

Eine kleine Anekdote am Rande:
Schon Hippokrates (* um 460 v. Chr.) wies auf die schädigende Wirkung von sogenannten „athletischen“ Bewegungen (über Muskeln) hin und wandte sich mit scharfen Worten gegen die „berufsmäßige“ Athletik, die für falsches Training und ungesunde Zielsetzung eingetreten ist.

Aus dem Grund trat er für die Lehre „von innen heraus“ ein, die er „gymnastische Bewegungen“ nannte und betrachtete sie als die „edle Kunst der Wissenschaft“. Seine Überzeugung war, dass jede technische „Überfeinerung“, zugunsten einer naturgemäßen Trainingsmethode abzulehnen sei.