Der Einstieg in den Körperprozess
Manches machen wir kaputt und merken es erst, wenn es nicht mehr da ist. Ich spreche von den Bewegungen des Pferdes. Bis ins vorige Jahrhundert war die Abrichtung und Dressur des Pferdes als Ausbildungsmethode durchaus die Regel. Es kam nicht darauf an, die Pferdebewegungen zu entwickeln, es ging in erster Linie darum, dass das Pferd möglichst gehorsam funktionierte.
Heute beginnen wir, zu verstehen welche fatalen Auswirkungen das auf Bewegungen haben kann und wie wichtig es ist, sich in das Bewegungsverhalten des Pferdes hineinzuversetzen. Wenn sich das Pferd dem Druck und Stress nicht mehr entziehen kann, verhungert die Neugier nach neuen Bewegungsmöglichkeiten und das Pferd sucht nach gespannten Ersatzhandlungen.
Noch immer verstecken sich konditionierende „Erziehungsmethoden“ in Ausbildungen, obwohl sie ja gar nicht funktionieren können: denn wie soll der Mensch dieses gigantische Netzwerk von hochkomplexen, ineinander verschachtelten Prozessen des Pferdes überschauen, ohne dass etwas schiefläuft? Pferdebewegungen sind hochorganisierte Bewegungen, die sich gleichzeitig, und größtenteils unsichtbar, in den verschiedenen Dimensionen des Organismus abspielen.
Anatomisch- funktionelle Betrachtungen
So beginnen die „biomotorischen Übungen“ mit zuerst scheinbar nutzlosen Bewegungen des Pferdes – an denen man anfangs noch nicht so deutlich erkennen kann, wie die „aufwärts wirkenden „Übungen“ die Starrheit der Körperteile aufweichen – und im Pferd angelegte Bewegungen – optimal entfalten sollen. Aber das Pferd findet spielerisch in sein biologisches System und in seinen Körperprozess. Im Miteinander mit dem Menschen „lernt“ es, seinen Körper wahrzunehmen und vor allem seine „Bewegungsprobleme“ selbst zu lösen.
Das biologische Körpersystem bedeutet weniger Abnutzung und mehr Kadenz (Ausdruck)
Diese kleinen, unscheinbaren Bewegungseinheiten sind wahre Zaubermittel. Zum Glück ist aber die Erklärung dieses Phänomens ganz einfach: in den unaufgeregten Bewegungen mit dem Menschen erfährt das Pferd Bewegungen, die es mit gespanntem Rücken nie erleben würde.
In den „biomotorischen Übungen“ findet das Pferd spielerisch seine Bewegungsmöglichkeiten
Im gemeinsamen Bewegen mit dem Menschen erfährt das Pferd das Gefühl von langsamen und dynamischen Bewegungen, die es leicht leisten kann. Das und die Bewegungsfreude, ist ein Gefühl, dass das Pferd noch aus seinem Herdenverbund kennt. Die Bewegungen ent-stressen sich, weil wir ein evolutionäres Bedürfnis des Pferdes stillen: sich in der Verbundenheit mit dem Menschen sicher zu bewegen und an diesen Bewegungen weiter zu wachsen.
Pferdebewegungen sind zu Beginn „so ein Herdending“
Ich möchte Ihnen gerne – mit der Biomotorik im Rücken – zeigen, dass wir die naturgegebenen Eigenschaften und Stärken des Pferdes auch anders als mit Kraftaufwand, psychischen oder physischen Druck, oder aktiven Eingreifen in die Pferdebewegungen entwickeln können. Und weil sich der Pferdekörper nicht mehr versteifen muss, auch ohne krankhafte Veränderungen im Knochen- und Gelenksystem – dafür aber mit genialen Erlebnissen am und auf dem Pferd.
Starre Körperteile
Mit nichts anderem kann man den Körper des Pferdes so nachhaltig schwächen und schädigen, wie durch starre, eingebundene Körperteile, die den Bewegungsradius des Bewegungsapparates einschränken und im Pferdekörper Stress – also Anspannung aufbauen. Es ist das Wesen von konditionierten Bewegungen, dass sie nicht halten, was sie versprechen, und das Pferd nicht wirklich zufrieden machen. Aber vor allem – sie geben dem Pferd nicht das Gefühl von wirklicher Verbundenheit und von den ureigenen Entwicklungs- und Entfaltungsmöglichkeiten.
Und sie verengen den Blick. So sind es stereotype, meist einseitige Wiederholungen oder zu ähnliche Reize, die den Bewegungsapparat des Pferdes richtiggehend abschmirgeln und dabei die empfindliche Körperbasis immer mehr erschüttern. Das führt zu einer Reaktionskette, die einerseits das Erlernen von neuen Bewegungen verhindert, bereits erlernte Bewegungen festhält und das Pferd auf seine reflexhafte Verhaltensstrategien zurückwirft. Das Pferd wird unsicher und erstarrt – aus dem eigenen Körper wird ein Bleigewicht der erdrückt (Trageerschöpfung)
Trotzdem hat sich eine ganze Reitkultur daran gewöhnt, akzeptiert die Spannungsmuster im Pferdekörper, gibt ihnen Namen und glaubt weiterhin fest daran, dass es die ultimativste und beste Lösung ist, einem Pferdekörper seine Form vorzuschreiben, um ihm dann in dieser künstlich erzwungenen Haltung, neue Bewegungsmuster beibringen zu können.
Anspannung und Verspannungen sind von „außen“ sichtbar und drücken sich in der veränderten Körperhaltung, der Dysbalance der Körperteile und des steifen unbeweglichen Rückens aus. Statt eines Rückengängers erzieht man einen Schenkelgänger. (Übrigens ist ein Rückengänger nicht ein Pferd, das von hinten nach vorne „gearbeitet“ wird – sondern das zuverlässig und selbstverständlich VON HINTEN durch seinen Körper – „über den Rücken“ antreten kann!)
Aus anatomisch-funktioneller Sicht sind die „biomotorischen Übungen“ also das Beste, was wir dem Pferd bieten können
Wir müssen zuallererst dafür sorgen, dass das Pferd möglichst wenig und am besten gar keine Anspannung (Stress) und Spannungsmuster (Muskelgewebe) im Körper hat – denn eine gespannte Bewegung ist nichts wert. Wir bringen also das Interesse des Pferdes auf die spielerische Entdeckung und Erprobung seiner Bewegungsfähigkeiten und ganz automatisch, möchte dann DAS PFERD mehr VON UNS lernen – denn es möchte sich ja entwickeln…
Mit noch mehr Bewegungsideen, noch mehr Abwechslung im „klein-klein“ und „lang-lang“, im Langsamen und in der Dynamik, in der Neugier auf Herausforderungen entstehen Bewegungen – und genauso entfalten sich daraus ausdrucksvolle „Gänge“ des Pferdes – aber was für welche…
Wie die „Genickentlastung“ das Pferd gleich doppelt entspannt
Die „Genickentlastung“ wirkt wunderbar befreiend auf das Pferd – mit der aufrechteren Körperform wird der Rücken entlastet und das Pferd kann von hinten angehen. So beginnt die „erste Phase“ zügig mit dem Freilegen der Körperteile, mit dem das Pferd seine Beine immer besser unter seiner Körpermitte absolut spannungsfrei abfussen kann und dabei den Körper-Schwerpunkt hebt. Die „Genickentlastung“, die das Halsgeflecht aufbaut ist dazu unverzichtbar.
Tatsächlich wird mittlerweile diese natürliche „Rückenentspannungsmethode“, die dem Pferd automatisch mehr Platz zum Atmen gibt, kaum noch in unserer bewegungs-eingeschränkten Umgebung vom Pferdekörper „abgefragt“ – also müssen wir sie im Pferdekörper auslösen.
Machen Sie sich die Zusammenhänge bewusst
Die Wirbelkette des Pferdes erfährt, wie sich entstresste Belastbarkeit anfühlt – bei einer gleichzeitigen Entbindung der Körperteile, wie etwa dem Kreuzbein, der Schulterknochen, dem Kniebereich oder den oberen Oberschenkel (Hüfte). Sie sehen mit eigenen Augen, warum das über den Rücken gehende Pferd seinen Rücken, seine Schultern und seine Hüften besser entlasten kann, als es die beste „Entspannungshaltung“ je leisten könnte.
Auch wenn Sie bis jetzt noch an den alten „Erziehungs- und Ausbildungsmethoden“ des Pferdes festgehalten haben, lohnt es sich darüber nachzudenken, was „Ausbildung“ eigentlich genau bedeutet. Und wie Spannung und Stress das Pferd zu seinem reflexhaften Verhalten zwingt, mit dem sie bestimmt schon auf ganz verschiedene Weisen ihre Probleme gehabt haben…
Und allerspätestens, wenn Sie spüren, wie zart und voller Vertrauen das Pferd mit seinem großen, schweren Kopf – dass nun seine Balance im Genick gefunden hat – in ihre Hand hineinfedert, können Sie sich vorstellen, wie sich „Reiten“ noch anfühlen kann. Spätestens dann sind sie von der Wirksamkeit der „biomotorischen Bewegungen“ völlig überzeugt.
Warum das alles so ist, beschreibe ich Ihnen gerne in anderen Artikeln.
Leider werden die im Pferdekörper angelegten Fähigkeiten oft „verschenkt“, denn unter Druck und Stress im Körper, kann das Pferd seine Bewegungsfähigkeiten nicht ausbilden. Alles im „biomotorischen Programm“, hat deshalb das Ziel, dem Pferd eine Welt zu bieten, in der es jede Menge Gelegenheiten bekommt, möglichst viele der Bewegungen, die in seinem Körper angelegt sind, zu entfalten und weiterzuentwickeln. Mit der „Genickentlastung“ machen Sie immer den Anfang. Wie es weitergeht, bestimmen Sie mit dem, was Sie tun.
WIR können das Pferd dabei nur unterstützen, es ermutigen, inspirieren und für unsere Bewegungen begeistern. Genau das muss die Bewegungsfähigkeit unseres Körpers wieder lernen, denn sonst bewirken wir das Gegenteil (siehe „Reiterschulung“).
Ich unterstütze Sie gerne mit meinem „Mentoring-Programm“ dabei und stelle Ihnen, mein Wissen und meine Erfahrungen persönlich zur Verfügung. Erkundigen Sie sich gerne bei mir über die Möglichkeiten, die ich Ihnen in einem Umkreis von 100km um meinen Standort (74889) herum bieten kann.
Natürlich komme ich nach wie vor auch zu Einzel Up-dates zu Ihnen, wenn ich in der jeweiligen Region bin. Ich unterstütze Sie dann gerne beim körperlichen Ent-stressen ihres Pferdes, dem Freilegen seiner Körperteile und bei der Umsetzung der „biomotorischen Übungen“.
Ihre Monika Buhl