Biomotoriker sind Puristen

Die Biomotoriker sind die Puristen unter den Reitern. Biomotoriker greifen nie durch fordernde, mechanische Einwirkungen oder durch eine mechanische Ausrüstung in den Organismus und in den Bewegungsapparat des Pferdes ein. Für den Biomotoriker gilt die Zielsetzung, das gewaltige Potential des Pferdes, die Persönlichkeit und dynamischen Fähigkeiten lebendig zu stärken.

Aber vor allem machen Biomotoriker dem empfindlichen Genick des Pferdes keinen Druck und lassen es nicht zu, dass sein eigener Körper dem Genick Druck macht. Biomotoriker entlasten die so wichtige „Schaltzentrale“ des Pferdes durch die Genickentlastung.

Sie wissen bestimmt, wie schwer es ist, Gewohnheiten zu verändern. Mit Bewegungen ist es genauso – und meist geht eine veränderte Bewegung auf Kosten einer anderen. Versuchen Sie es also lieber gar nicht die Bewegungen ihres Pferdes umformen zu wollen. Ihr wiederholtes „Verändern“ ist nervig, manipulierend und einseitig für das Pferd und bewirkt eigentlich das Gegenteil im Verhalten des Pferdes – Sie signalisieren ihm, dass es nicht gut für Sie ist, wie es ist

Der Biomotoriker nimmt das Pferd erstmal wie es ist und versucht seine Fähigkeiten und Stärken zu ergründen. Dabei geht es nicht darum Probleme zu ignorieren oder negative Ereignisse auszublenden. Ganz und gar nicht: denn automatisch nimmt man die Signale des Pferdes wahr – die sich in Muskeln und Strukturen zeigen – wo der Körper im Organismus eingeschränkt ist oder wird. Oft hilft dabei die Einstellung, dass jedes Pferd, dem wir begegnen, ein Lehrer für uns ist. Man kann sich also immer fragen, was man in Situationen über sich oder das Pferd lernen kann.

Es ist nie hilfreich das Pferd auf Fehlverhalten aufmerksam zu machen – fördern statt fordern

Weil der verbundene Bewegungsapparat und der funktionelle Organismus des Pferdes im absoluten Vordergrund stehen, die das Pferd nur durch seine Selbstwirksamkeit – ausgelöst durch die Interaktion des Menschen – ausführen kann, versteht der Biomotoriker, dass eine ständige Reflexion der eigenen Bewegungen notwendig ist. Auch der Reiter lernt ja von seinen Erfahrungen. Der Biomotoriker weiß also ganz genau, dass er nicht für das Verhalten des Pferdes verantwortlich ist, aber immer und in jeder Situation für seine Reaktion und seine Handlungen.

Die Königsdisziplin des Reitens ist es, sich als Reiter für die Bewegungen des Pferdes überflüssig zu machen, und sich einfach auf die Pferdebewegungen einzulassen und sich mit ihnen abzustimmen. Durch das Gestalten von Rahmenbedingungen und unterstützenden Handlungen kommt das Pferd in die verfügbare Lage, selbstwirksame Verantwortung für seine Bewegungen zu übernehmen. Wie das Pferd in der Natur seine Bewegungen durch Verschiebungen seines Gleichgewichts „reifen“ lässt, so gibt auch der Mensch dynamische „Rahmenbedingungen“.

Das Pferd muss sich selbst in seinem Körper bewegen

Diese Art des Lernens wird als „Michelangelo-Effekt“ bezeichnet. So wie der Bildhauer Michelangelo, aus Werkstoffen „versteckte“ wunderschöne Skulpturen „befreite“, können sich Pferd und Mensch in ihrer Reitbeziehung gegenseitig dabei unterstützen, die geschmeidigsten, ausdrucksstärksten und kadenzierten Bewegungen ans Tageslicht zu bringen. Biomotoriker nutzen die evolutionär entwickelte Kraft des Pferdekörpers, um das einzelne Pferd zu fördern und beim Reiten eine langfristige Gesundheit für die Bewegungsanatomie zu erreichen.

So nimmt die Schulung des eigenen Körpers (Reiterschulung), die Verbesserung des zentrierten Sitzes und der einfühlsamen Bewegungen der federnden Hände viel Raum für den Reiter ein. Mit der Erkenntnis und der Wahrnehmung der eigenen Defizite, die kurz- aber vor allem langfristig den Pferdekörper schädigen, entsteht eine ganz andere Qualität der „Führung“.

Die eigenen geschmeidigen Bewegungen des Reiters „gestalten“ den Pferdekörper, die Handlungen entlasten immer zuerst das Genick des Pferdes – sie definieren sich deshalb als Steuerung des Pferdes aus seiner Vorhandlastigkeit und Schiefen heraus, als Unterstützung zum „über den Rücken gehen“ und zur selbstwirksamen Auf- und Ausrichtung aus den Wirbeln damit die Kraft der Hanke“ und die daraus entstehende „Reitreife“ zur zweiten Natur des Pferdes wird.

Eine biomotorische Führung des Reiters zeigt sich darin, dass das Pferd Erfolg hat in dem Prozess der Bewegungsentwicklung, in gesunden, organischen Bewegungen, die die lebendigen Pferdebewegungen „rahmen“ und ihm seine Versammlungsfähigkeit beschert, die sich aus den tiefgreifenden Wirkmechanismen der Zwerchfellatmung entfaltet. Daraus entsteht das „Reiten“.

Mechanische Reiter sagen gerne, dass die „Biomotorik“ schwer zu verstehen ist. Das ist leicht möglich, denn wenn der Mensch gewohnt ist, das Pferd mechanisch umzuformen, in den Bewegungsapparat des Pferdes durch verändernde Bewegungen einzugreifen und körperliche Fähigkeiten abzuerziehen um ihm andere, unnatürliche, statische Bewegungen beizubringen, versteht der Mensch das Pferd in seinen Bewegungsbedingungen ziemlich sicher nicht.

Dabei ist es nur das fehlende Verständnis des Menschen, um das Pferd zu verstehen. Denn nichts anders drückt man mit seinem Unverständnis aus, als das man die selbstwirksame Eigenbewegung des Pferdes nicht gelten – und schon gar nicht entstehen lässt. Aber wie will man eine „Reitbeziehung“ zum sehr feinfühligen Pferd eingehen, wenn man es nicht versteht?

Nehmen Sie sich also Zeit dazu, ihre eigenen Bewegungen zu überdenken, die keinerlei Spannung, Festigkeiten, Einschränkungen oder Verkürzungen vorweisen dürfen – so wie wir es leider – und viel zu gerne aus unserem Alltag mitnehmen. Das Reiten des Pferdes ist etwas sehr Besonderes, etwas Sorgfältiges und Verpflichtendes – und das darf für den Reiter wieder zur ganz natürlichen Selbstverständlichkeit werden.

Ich habe meine Webseite und mittlerweile tausende von Artikeln geschrieben, um Ihnen die Natur des Pferdes nahe zu bringen und so verständlich zu machen, das Sie Ihr Pferd in seinen Bewegungen und Bedürfnissen besser verstehen und Sie den Mut haben (ja merkwürdigerweise braucht man den in der mechanisierten Pferdewelt) ihren Körper, Bewegungen, Interaktion und Ihr Verständnis für die angeborene Anatomie und Körpermechanik des Pferdes einzusetzen.

Nur mit organischen Bewegungen, der Genickentlastung, der selbstwirksamen Aufrichtung, der Versammlungsfähigkeit, Hankenbeugung, der Geraderichtung von hinten, ist das Pferd fähig gegen seine Steifheit und Vorhandlastigkeit, seine Zungenfehler und Schwierigkeiten in der Biegung anzuarbeiten, mit denen das Pferd einfach nicht fähig ist auch noch Last aufzunehmen.

Wie gelingt es Ihnen aber, das Pferd in seinem Körper zu unterstützen, ohne dabei zu viel Einfluss oder zu wenig Steuerung zu bieten? Wie gelingt es Ihnen, das Pferd nicht allein zu lassen mit seinen schiefen Bewegungen und den ganzen Bewegungseinschränkungen, die meist irgendwo anfangen und dann recht schnell den ganzen Pferdekörper überziehen?

Um ihr Pferd besser in seiner Bewegungsanatomie und in seinen Organbewegungen kennenzulernen, unterstütze ich Ihr Denken durch die Artikel meiner Webseite, aber vor allem Ihre praktischen Handlungen und Bewegungen mit meinen Seminaren und Reiterschulungen (Präsenz – nicht online) und nicht zuletzt auch ganz persönlich mit meinen Mentorings.

Viel Freude bei der Umsetzung!
Monika Buhl

Es gibt so vieles über die Genickentlastung zu sagen, über das Angehen des Pferdes „über den Rücken“ von hinten, über die Bewegung Ihrer Hände, wie sie federn können und wie sie das erreichen können.
Aber am besten ist es, Sie erleben das alles selber an, und mit ihrem eigenen Körper, weil Sie es dann eben auch am allerbesten an ihrem Pferd umsetzen können.

Die nächsten Reiterschulungen sind am: 12. Oktober in Bad Oeynhausen und am 16. November in 74889 Sinsheim-Ehrstädt.
Sie können sich dazu unter biomotorik@gmx.de anmelden