Was das Pferd von uns braucht

…über die Verbindung zum Menschen

 „Es ist verdammt schwer, einen Menschen zu nehmen wie er ist, wenn er sich anders gibt, als er ist“. Ernst Ferstl, östereichischer Autor

Das Pferd braucht absolutes Vertrauen in unsere Handlungen – und am allerbesten ist es, wenn das Pferd sein Vertrauen zu uns, aus unseren gemeinsamen Bewegungen zieht.

Mit dem Menschen gehen

Zwischen Pferd und Mensch besteht eine ganz starke Verbindung, die jedoch durch die einseitigen Anforderungen an das Pferd leicht verloren gehen kann.  Der Weg zu dieser Verbindung kann nur über den Körper des Pferdes, ohne unnötiges, mechanisches „Beiwerk“ oder harte Regeln, sondern direkt, klar und mit einem tiefen Verständnis für das Pferd– nur so funktioniert die natürlichste, ursprünglichste Form der Kommunikation zwischen Mensch und Pferd.

Was gar nicht, in gar keinem Fall geht, ist die Manipulation des Maules, des Kiefers, des Genicks und des Kopfes. Diese Areale des Pferdes sind für uns Mensch TABU.

Dabei hat nicht selten der Mensch seinem Pferd den „Widerstand“ selbst unbewusst „antrainiert“ – mit dem uns das Pferd eigentlich nur zeigt, dass irgendwas im Körper nicht rund läuft und der Mensch die kleinen Signale nicht wahrgenommen hat.

Zum Beispiel wenn der Mensch das Pferd zum Beispiel mit mechanischen „Hilfsmitteln“ in seiner Bewegung ausbremst. Dadurch lernt das Pferd rasch, das es nur gegenziehen muss um sich ein bisschen „Freiheit“ zu verschaffen. Oder wenn der Mensch die Zügel lang lässt, weil er denkt, dass man dem Pferd mehr Freiheit gibt, es aber tatsächlich nur verunsichert, weil das Pferd die Orientierung, seine Sicherheit und sein Vertrauen zum Menschen verliert.

Oder ein Trainieren von Körperbereichen, bei dem der Fokus immer auf das gelenkt wird, was der Mensch nicht will – und was er verändern will. Solange wir den Fokus, in die Richtung lenken was uns nicht gefällt, bestärken wir es weiter und weiter.

Erst wenn wir das Pferd „so wie es ist“ annehmen, dann können wir beginnen auf etwas anderes zu achten. Das ist der erste Schritt im biomotorischen Training. Aber wir müssen auch neue Bewegungen schaffen wollen und schaffen – sonst bestärkt sich das Negative selber – das ist das Prinzip der Gewohnheit.

Werden Sie der „biomotorische Kopf“ – der „Anführer“ und Begleiter des Pferdes

  1. Werden Sie sich dabei der Signale bewusst, die ihr Körper bewusst oder unbewusst aussendet. Mit den kleinsten, bisher vielleicht unbemerkten Bewegungen, etwa der Blickrichtung ihrer Augen, der Bewegungsfreiheit ihres Kopfes und ihrer Schultern (Körperschulung für den Menschen, Placements) aber vor allem mit ihren Handgelenken, ihren Fingern und Armen drücken Sie etwas aus, das ihr Pferd auf seine Weise interpretiert und darauf reagieren wird.
  2. Sind Sie bereit, ihr Pferd so zu sehen, wie es ist – und nicht wie sie es gerne hätten?
  3. Sind Sie bereit, die Reaktionen des Pferdes wahrzunehmen statt zu beurteilen?
  4. Sind Sie bereit, sich unabhängig zu machen von der Reaktion ihres Pferdes?
  5. Es geht um ihre natürliche Autorität – nicht bestimmend, sondern eher ordnend. Sie können lernen, ihren Körper gezielt als Kommunikationsinstrument einzusetzen (Die Placements unterstützen Sie wirkungsvoll dabei) denn eine Kommunikation auf dieser Basis ersetzt jeden Befehl
  6. Kommentieren Sie ihre Handlungen – was am Anfang für Sie eher gewöhnungsbedürftig ist, ist eine absolute Erleichterung für das Pferd. Wenn ihre Körperpräsenz noch nicht so aussagefähig ist, sagen Sie Ihrem Körper Ihre Handlungen laut vor. Ihr Pferd bekommt nicht die Worte mit, sondern das was sie denken. So bekommt das laute „Becken, Becken, Becken“ für das Pferd eine ganz andere, weil verständliche Bedeutung.
  7. Ihr Körper als Kommunikationsmittel ist ihre Vorbereitung zum Reiten. Am Anfang mag ihnen das ein bisschen ungewohnt vorkommen, aber das ist wie Autofahren lernen – im Nu geht es in ihre zweite Natur über.
  8. Nutzen Sie ihre Augen(Eye-tracking), ihre Finger, ihre Handgelenke – mit allem, was ihr Körper mitteilen kann, ersparen Sie ihrem Pferd eine mechanische Ausstattung (Druck-Gebiss, Kopfdruck, Kopf- und Genickbeeinflussung)
  9. Denken Sie jederzeit daran: Es geht um Be-ziehung, nicht um Er-ziehung. Alles was sie ihrem Pferd mitteilen, muss als Spielanforderung beim ihm ankommen.“Absichtsvoll absichtslos“ – ein große Herausforderung für den Menschen.
  10. Geben Sie ihrem Pferd die Möglichkeit, sich mitzuteilen – begleiten Sie ihr Pferd mit aufnahmefähigem „leerem“ Kopf. Nur so können Sie erfahren, welche Themen ihr Pferd hat, und immer mehr  gemeinsam die „Muttersprache“ ihres Pferdes sprechen.
  11. Beobachten Sie ihr Pferd in seinen Reaktionen und Handlungen – die uns alle was zu sagen haben – aber interpretieren Sie nicht. Versuchen Sie nicht eine Erklärung dafür zu finden. „Es ist so wie es ist“.
  12. Erinnern sie ihr Pferd durch die fokussierende Aufmerksamkeit auf die Körperpartien die noch funktionieren und beharren Sie nicht auf die Ausübung von Bewegungen die es immer schon gemacht hat.
  13. Verstecken sich hinter ihren Zielen und Wünschen, Ängste, übernommene Glaubenssätze, Halbwissen von anderen oder zu hohen Erwartungen an sich oder an das Pferd oder sind Sie bereit das Pferd so anzunehmen, wie es ist.