Wann geht es dem Pferd gut?

Immer wieder taucht bei mir die Frage nach einer Bewertung der unterschiedlichen Reit-und Ausbildungssystemen des Pferdes auf – und welche davon gut für das Pferd sind. Dazu muss ich sagen, dass es mittlerweile eine ziemlich brutale Trennung zwischen den körperlichen Funktionen des Pferdes, seinem ganzen Körpersystem und der „Nutzung“ des Pferdes gibt – mal ganz egal, wie sie im Einzelnen ausschauen.

Der Pferdekörper braucht Schutz

Eine Betonung auf Reitsysteme, die das Pferd manuell unterstützen, oder ihm durch Gewohnheitsmuster was beibringen wollen, haben wir also bereits flächendeckend in allen Spielarten. Was das Pferd zu seinem Wohlergehen und wir zur „Nutzung“ des Pferdes brauchen, ist ein grundlegender und dann ergänzender Schutz des Pferdekörpers und aller seiner organischen Funktionen – nur „Nutzung“ funktioniert augenscheinlich nicht.

Auch wenn wir Reit- oder Ausbildungssysteme (oder die passende Ausrüstung zu ihnen), wechseln oder verändern, bleiben wir im selben Denken gefangen. Wir müssen aber dringend damit beginnen, im Körpersystem des Pferdes zu denken, nicht in einzelnen Körperteilen oder Bewegungsmustern.

Der Pferdekörper besteht ja aus viel, viel mehr wie aus Handlungen und angelernten Bewegungsmustern. Er entsteht und entwickelt sich aus 100 000enden von Komponenten – also alles, was das ganze Körpersystem ausmacht, und was wir nebenbei gesagt, bei rein auf Bewegungsmuster geprägten „Ausbildungen“ nicht richtig verstanden haben.

Biologisch denken!

Wenn wir schon in Komponenten denken wollen, dann also bitte nicht in Muskeln, sondern in den Komponenten der biologischen Dreiheit (die wechselseitige Bewegungsbeziehung zwischen angeborener Körpermechanik, verfügbarem Atemfluss und dem Körpergefühl – der Eigenwahrnehmung des Pferdes). Wenn die Dreiheit in ihrer Wechselseitigkeit gestört ist, dann spielen die Muskeln auch keine gesunde Rolle mehr.

Und wenn wir gerade dabei sind, bio-logisch zu denken, können wir auch gleich an die biologische Reihenfolge zu einer Bewegung denken, die da lautet: Sinneswahrnehmungen – Gehirn – Nervensysteme – Wirbel – große Gelenke – kleine Gelenke. Überprüfen Sie doch mal, ob die Bewegungen ihres Pferdes beim Reiten so entstehen (oder doch über die Ansprache der Muskeln?).

Übrigens sind Stoffwechselprobleme, die angebliche Fettleibigkeit, Trägheit bis hin zu Hufstellungsproblemen – und alles in einer bunten Mischung aus Varianten und Symtomen, fast bei jedem Pferd sichtbar – und wir können es, mit nur ein bisschen Übung bei jedem Pferd lesen wie auf einer Landkarte. Dieser flächendeckende, oft unerkannte (genauso oft unBEkannte) Ressourcenverbrauch und verschleiß des Pferdes ist einer der Gründe, warum ich eine ganz starke Meinung dazu habe.

So wunderbar also Muskeln sind, die sich auf einer gesunden, zusammenwirkenden Körpergrundlage (übrigens ganz von selbst) entwickeln und entfalten, beginnen sie (logisch) auf einer in sich gestörten Körpergrundlage, das Pferd ihrerseits zu schädigen. Und (auch logisch) je größer sie sind – desto mehr schädigen sie. Mit der Zeit betonieren wir also mit der Muskeltrainierten Außenschicht des Pferdes alle Bewegungsunsicherheiten-, Störungen-, oder Einschränkungen in den Körper ein (aus denen das Pferd selbst nicht mehr herauskommt), weil ihm die Vielfalt an Bewegungen fehlt, um sich neu zu entdecken.

Das Pferd braucht einen in seinem Körpergefühl, seinem Körpersystem und allen seinen Funktionen funktionierenden Körper – und wir brauchen ihn auch – den funktionierenden Pferdekörper, den wir dann ohne schlechtes Gewissen auch zum Reiten nutzen können. Also lieber den gewaltigen Ressourcenverbrauch des Pferdekörpers stoppen, ohne die das Pferd seine „Stoffe“ nicht „wechseln“ kann (Achtung Wortspiel: Stoffwechsel), als nur in Muskeln und antrainierten Bewegungsmustern zu denken.

Die „biomotorischen Übungen“ machen alles dafür, damit sie den verkörperten Entwicklungsprozess ihres Pferdes aufnehmen und begleiten können, ohne ihn zu stören oder aktiv zu zerstören.

Interessieren Sie die biologischen Bewegungen ihres Pferdes?
Dann informieren Sie sich doch weiter unter www.biomotorik.eu