…sind die biologischen Bewegungen
Ein Pferd macht im Laufe seines Lebens unfassbar viele Bewegungen und vor allem Bewegungserlebnisse. Beziehungsweise, man muss sagen, es müsste sie machen – mit ihnen entsteht der Pferdekörper und seine eigene Lebendigkeit. Aber es entsteht auch das eigene Verständnis für seine lebendigen, produktiven Bewegungsbedürfnisse, die der Mensch auf gar keinen Fall unterdrücken darf, sondern fördern und unterstützen muss. Damit prägt das Pferd in der ersten Entwicklungsphase seinen Körper aus, entdeckt seinen Körper und seine Bewegungen.
Warum muss der Mensch die Bewegungserfahrungen des Pferdes unterstützen?
In den Einzel-Unterrichten kann ich immer wieder beobachten, dass der Mensch in der Ausbildung des Pferdes eine ungeheure Angst davor hat, etwas falsch zu machen. Oder zumindest, es nicht richtig zu machen. Auch wenn ich den Teilnehmern von Einzel-Updates den Weg des Pferdekörpers zeige, gilt ihre erste Sorge der Frage, ob sie in Zukunft auch alles „richtig“ machen können. Damit stellen sie sich manchmal selbst so einen Leistungsdruck auf, dass sie lieber gar nichts machen (für das Pferd und seinen Körper die schlechteste aller Varianten).
Dieser selbstaufgestellte Druck ist oft so groß, dass sie gar nicht den fast weltbewegenden Einstieg in den Körperprozess des Pferdes wahrnehmen können und das Pferd mit dieser Sensation allein lassen und eben nicht gebührend beachten. Meine Empfehlung – die wahrnehmenden Begleitung (auf die ich noch zu sprechen kommen werde) die ich den Teilnehmern zeige, bewirkt da wahre Wunder bei Pferd und Mensch.
Die Aufgabe des Menschen
Die Aufgabe des Menschen sehe ich darin, das Pferd während seiner drei Entwicklungsphasen „mit allen Kräften zu fördern und zu begleiten“. So – und gleich beim Schreiben sehe ich den Fehler in dieser Aussage, denn der Mensch soll das Pferd nicht mit aller Kraft, sondern mit der Vielfalt seines Körpers begleiten – und vor allem, und das ist das elementar wichtige, immer wieder mit dem Pferd einen angemessenen Körperaustausch suchen. Kommunikation ist das was ankommt und die Körperausbildung des Pferdes das, was das Pferd aufnehmen und in seinen Körper integrieren kann.
Das klingt einfach – ist es aber nicht. Unser Körper muss möglichst vielschichtig den Körper des Pferdes in SEINE Vielschichtigkeit und in SEINEN ureigensten angelegten Körperprozess begleiten. Und damit beginnt die „Pferdeausbildung“ bei Ihnen – mit jeder Konsequenz.
Während ich das schreibe, weiß ich genau, dass sich bereits an dieser Stelle viele Leser verabschieden werden. Diejenigen die weiterlesen, kann ich aber beruhigen, es wird nicht anstrengend, denn sie werden dabei ihren Körper und ihre körperlichen Vorgänge immer besser verstehen – genau wie die des Pferdes. (spätesten bei den Placements für den Menschen wissen Sie, was ich meine) Damit ist der Weg frei in IHREN Körperaustausch mit IHREM Pferd. Das kann ihnen keiner nehmen, ersparen oder für Sie erleben. Falls Sie das trotzdem glauben, verzichten Sie in diesem Moment auf ihr Pferd.
Das Ziel des Pferdekörpers
Der Pferdekörper hat ab seiner Geburt ein einziges übergeordneten Ziel – nämlich den schweren Kopf so mühelos wie möglich „tragen“ zu lernen (wie bei uns Menschen auch). Denn diese Aus- und Aufrichtung – die Freiheit in den Kopfgelenken, unbelastet von der runterziehenden Kraft der Schwerkraft ist der absolute Überlebensvorteil des Pferdes, tief eingefleischt in den Genen des Pferdes und bis in seine Zellen hinein. Diese „eigen – artige“ Körperausrichtung, die nur in einem langangelegten Körperprozess entstehen kann, erhält in jedem Augenblick die gesamte Funktionsfähigkeit des Pferdekörpers und damit auch sensible Emotionalität des Pferdes „aufrecht“ – und damit das, was uns so am Pferd fasziniert.
Da stellt sich mir dann doch immer wieder automatisch die Frage, warum der Mensch das Pferd so vehement an der reibungsfreien Auf- und Ausrichtung seines Kopfes hindert, und dabei noch nicht mal davor zurückschreckt, Haltegurte, Mechaniken und sogar Körperkraft dazu zu verwenden (deren Anwendung tragischerweise auch unseren Körper in seiner Aussage verzerrt – also kommen wir in eine doppelte Verzerrung).
Kein, wirklich kein einziger Fußballtrainer der Welt – auch nicht der allerschlechteste – würde seinen Fußballern formelle, festgehaltene oder statische Bewegungen zur Spielerfahrung mit dem Ball anbieten. Ganz im Gegenteil er muss genauso wie in der Pferdeausbildung die reaktiven Sinne, und die situativen Bewegungen, die auf den Ball reagieren, immer mehr verfeinern. Zu gleicher Zeit muss er aber auch den Körper des Spielers in seinen Funktionen verfügbar und immer verfügbarer machen, damit er ihn eben möglichst produktiv (nicht nur aktiv) nutzen kann und in seinen Fähigkeiten bestärken kann.
Es müssen also mehr verbindende Strukturen geschaffen werden, um mehr Bewegungserfahrungen besser erlebbar zu machen:
Diese Bewegungserfahrungen, die das Pferd während seinem Körperprozess macht, können und müssen „gut oder schlecht“ sein, „positiv oder negativ“. Diese menschlichen Einteilungen und Bewertungen kommen aus der Sicht des bewertenden „muskulären Systems“. Aus Sicht des Pferdekörpers gibt es keine „schlechten“ oder guten“ Bewegungen, denn Bewegung ist das was ankommt. Und man kann kaum davon ausgehen, dass es der Natur daran gelegen ist, dass das Pferd von sich glaubt es ist „schlecht“, wenn es mal eine Zeitlang unproduktive Bewegungen produziert. Dieses Pferd, wäre mit diesem Denken in der Natur dem Tode geweiht.
Das genaue Gegenteil von diesem verkopften Denken ist der Fall, denn das Pferd muss möglichst viele Bewegungserfahrungen sammeln um mehr Strukturen zu „erarbeiten“, die ihrerseits wieder mehr Erfahrungen in verkörperter Form machen können. Alle mit dem übergeordneten Ziel das ich vorhin beschrieben habe, nämlich den schweren Kopf so mühelos wie möglich zu „tragen“ (wie bei uns Menschen auch).
Also, ich fasse zusammen:
Und da es von den sogenannten „schlechten“ Bewegungserfahrungen, die wir als „Fehler“ bezeichnen, mehr lernt als von den reibungslosen (die man oft nicht bemerkt) brauchen wir uns als Mensch keinen Stress zu machen.
So entsteht unsere Aufgabe:
Es ist für mich immer wieder faszinierend zu sehen, wie ruhig und zentriert ein Pferd wird, wenn es sich mit seinem Körper verbinden kann, und der Entfaltung und Erweiterung seines ureigensten Körperprozesses „lauschen“ kann (sorry – ich finde kein besseres Wort).
Der angelegte Überlebensprozess:
Der Körperprozess des Pferdes hat dabei eine Reihenfolge, die unter allen Umständen eingehalten werden muss. Es sind die Spielregeln des Pferdekörpers, nach der wir uns auch als Mensch richten müssen, die uns allerdings nach kurzem Nachdenken mehr wie verständlich sind.
Die biologische Reihenfolge kennt den Weg
Es muss also tatsächlich die biologische Reihenfolge sein, die der Pferdekörper durchläuft.
Die biologische Reihenfolge ist folgende: Sinneswahrnehmungen – Nervensysteme – Wirbelkette – große Gelenke – kleine Gelenke – Bewegung. (nicht Muskeln, denn die entstehen bei diesem Zusammenwirken von allein.
Wird diese Reihenfolge übersprungen, oder Elemente bewusst oder unbewusst ausgelassen oder sogar unterdrückt, entsteht erstmal eine Störung im Körpersystem des Pferdes. Auch warum so eine Störung im System entsteht – kann aus der Sicht des Körpers sehr einfach beschrieben werden. Denn es kommt kein, oder zumindest nicht genügend Sauerstoff in die entsprechenden Körperteile. Genauso „gerne“ ist der ganze Pferdekörper in seinem gesamten Atmungsvorgang betroffen.
Da so vieles „hausgemacht“ ist, werde ich nicht müde, zu erwähnen, dass ein Pferd ein 100% iger Nasenatmer ist, und dass die vielen Belastungen an Nase, Kiefer, Genick und Gesichtsmuskulatur aus dem Pferd erschreckend schnell einen Flachatmer machen, der nur noch in die Rippenfreie Flanke atmen kann und muss.
So und jetzt kommen wir zu den „Fehlern“ des Menschen, also die der Mensch machen kann!
Der einzige Fehler, den der Mensch machen kann (nachdem er seine Aufgaben erfüllt hat) ist es zuzulassen, dass das Pferd in einem Bewegungsmuster und in einer Position verharrt und dabei innerlich erstarrt.
Wenn Sie dagegen ein Pferd biomotorisch an und in die Hand nehmen und es von – sagen wir mal – 100 möglichen Körperinformationen „nur“ 10 Stück bei ihm ankommen, dann hat es 10 superwichtige Informationen für seine Bewegungen, die es in seinen Körper in seinem Prozess integrieren kann. Die restlichen 90 verschwinden in der „Atmosphäre“.
Sie haben dabei absolut, absolut nichts falsch gemacht – denn morgen ist ja wieder ein Tag. Und vielleicht kann morgen oder übermorgen ihr Pferd 11 Informationen von ihnen, in seinen Körper integrieren.
Doch, mir fällt jetzt doch noch ein Fehler ein, den sie machen können – wenn sie nämlich verspannt, konzentriert und verkopft noch „mehr“ wollen. Denn dabei verspannt sich das Pferd und kann gar keine Informationen mehr aufnehmen.
Spielerisch ist eben die Devise – und deshalb viel Spaß bei ihrem gemeinsamen Körperspiel.
Interessieren Sie die biologischen Bewegungen ihres Pferdes?
Dann informieren Sie sich doch weiter unter www.biomotorik.eu