Ihr Körper nimmt auf dem Rücken des Pferdes gerne die irrwitzigsten Haltungen ein und spricht damit für das Pferd Bände. Schlechte Bände!
Anspannung und eine gewisse Unsicherheit und sicher manchmal auch Angst, verändern und verdrehen ihre Körperposition, ohne dass sie es bemerken. Die blockierenden Körperhaltungen nehmen sie unbewusst ein, die Ursache dafür liegt ganz woanders – nämlich in ihren alltäglichen Bewegungen.
Typisch ist die gebeugte Haltung, die sie automatisch einnehmen, wenn das Kreuzbein zu tief kommt – das Pferd nimmt sie in sich geduckt wahr. Oder die überstreckte Haltung – Sie geraten in diese Überspannung, weil sie alles richtig machen wollen und die typische Reiterhaltung mit Schultern zurück, Hacken tief einnehmen wollen. Bei der verbarrikadierten Haltung – verstecken Sie sich vor sich selbst, indem sie etwas tiefer rutschen und das Bein – vielleicht angewinkelt, vielleicht gerade – vorstrecken.
Ihr Körper drückt in den genannten Beispielen über den Stellungswechsel des Beckens auf unterschiedliche Weise etwas aus, was beim Pferd weder gelassen noch souverän ankommt – denn sie möchten ihren Körper – meist unbewusst – in der ungewohnten Situation, ein paar Meter über dem Boden schützen. Umso mehr muss aber ihr Körper dem Pferd das ganze Gegenteil signalisieren, dass er alles „unter Kontrolle“ hat.
Ebenso unlesbar für das Pferd ist aber die bequeme, labile Haltung die das Pferd allein lässt, als hätten sie es nicht nötig, sich mit dem Pferd auszutauschen. Genauso wie die kontrollierende Haltung, die dem Pferd das Gefühl gibt, dass es gar nicht um das Pferd geht und das körperliche Engagement nicht ihm gilt.
Kopf und Augen
Eine falsche Haltung des Körpers erzwingt eine entsprechende Gegenbewegung des Kopfes und damit die seltsamsten Blickwinkel der Augen. Sie alle blockieren den Atem und erzeugen eine Verspannung im Nacken-Schulter-Bereich. Ihre Sinne werden „abgeklemmt“, deshalb kann auch kein Kontakt zu Pferd entstehen, denn so kann sie ihr Pferd nicht lesen. Es ist als würde etwas zwischen sie treten und die Verbindung stören.
Kontakt wird in erster Linie über die Augen hergestellt. Natürlich können sie nicht in die Augen des Pferdes schauen, aber in dieselbe Richtung – diese gemeinsame Wahrnehmung nennt man Eye-tracking. Lassen sie sich von ihrer Gewohnheit, nach unten zu schauen nicht verführen.
Die Zubringerfunktion der Gliedmaßen
Die Gliedmaßen haben eine Zubringerfunktion – bei den Primärbewegungen der ersten Zeit als Baby nehmen sie die Funktion ein um über die Gehirnwege den Körper in seinen Funktionen auszuprägen. Wieviel „Sinn“ macht es dann Bewegungsabläufe einzustudieren und Muskeln zu stärken – damit nehmen wir den Gliedmaßen die Feinmotorik.
Die Feinmotorik aber ist Gehirntraining – das prägt den Körper, die Muskeln und Sehnen über die Nervennetze aus. Während das Lösen von Kreuzworträtseln ein intellektuelles Trainieren des Gehirnes ist, trainiert die Feinmotorik die Sinne und Nervennetze des GANZEN Körpers – das nutzen wir in den Placements.
Ruhige Hände und lebhafte Finger
Auf die Bewegung ihrer Finger achten die wenigsten – und die Federung der Füße. Da eine lebhafte Gestik auf dem Pferd, stilisiert werden muss und in lebendige Finger „verschoben“ werden muss, müssen die Schulterkugeln ihrer Aufgabe nachkommen können und kugelig ihr Gleichgewicht bewahren. Mit lebendigen Fingern können sie Brücken zum Pferd bauen und sanfte Grenzen setzen.
Das Reiten darf nicht aus bewegungsstereotypen Abarbeiten von Abläufen bestehen, sondern immer wieder ein Ausflug in die Gemeinsamkeit mit dem Pferd und aus einem immer wieder neu, und anders anschauen bestehen. Welche Potenziale stecken noch in meinem Pferd? Was könnte es noch tun? Könnte ich mich anders bewegen? Und wie würde sich das auf mein Pferd auswirken? Das Vertraute wird unvertraut und das Gewohnte ungewöhnlich und besonders – und damit wird das Reiten jeden Tag zu einem spannenden Abenteuer mit immer mehr Möglichkeiten.
Die Freiheit des Körpers
Vielleicht geht es Ihnen ja auch so?
„Es gibt einfach immer so viele andere Dinge zu tun“. Oder, dass nach jedem Kind ein paar mehr Kilo auf der Hüfte bleiben? Geschenkt. Dass Sie nicht mehr in ihre Lieblingsklamotten passen? Was soll`s. Viel wichtiger ist doch Reiten zu lernen – die Technik zu beherrschen. Das Pferd kontrollieren zu können, damit es nicht mehr dass macht, was es will, sondern macht, was sie wollen.
Vor dem Reiten steht deshalb ein sprichwörtlicher, körperlicher „Egotrip“ des Reiters – von dem das Pferd so viel hat. Und den sich das Pferd verdient hat. Und bevor sie sich ihr Körper in der Erfüllung von Reitanweisungen verliert, brauchen Sie ein großes verrücktes Ziel für ihn – die Freiheit und damit die Feinheit ihres Körpers. Etwas viel für einen Körper, der nicht mehr die Bewegungsfähigkeit von früher hat?
Keineswegs, den die biomotorischen Bewegungen unterstützen Sie dabei. Zusätzlich gibt es die Körperschulungsseminare von Roland Pausch, bei denen sie ihren Körper von Einbindungen und Bewegungseinschränkungen entbinden. Für die „Feinarbeit“ dienen ihnen die regelmäßigen Körper- und Gesichtsplacements, die ihren Reiterkörper in der Feinmotorik „poliert“ und in der Reittechnik „verfeinert“. Sie werden einfach in allem noch besser…
Das haben Sie davon?
Außer das Sie ihrem Pferd, das Beste ihres Körpers geben können, und sie sich selbst in ihrem Körper so richtig gut finden, hat ihre Umwelt eine(n) gut gelaunte(n) und gut aussehende(n) Frau(Mann)
Wer sein Nervensystem statt seiner Muskeln, oder Bewegungsabläufe trainiert, kann sich einen ganz anderen „Erfolges“ erfreuen. Nämlich der tiefen Verbundenheit, mit dem Pferd das nur aus einem gemeinsamen Bewegungsaustausch entstehen kann. (Wieder)erlerntes, biologisches Bewegen wird Teil ihres Alltages und damit automatisch auch Teil ihres Reitens. So wie sie als Kind Fahrradfahren gelernt haben und das ihr Leben lang abrufen können, werden Sie auch ihr Leben lang von der Qualität der biologischen Reitbewegungen profitieren. Und ihre Pferde natürlich auch.
„Wie wende ich das Reiterrückenseminar auf dem Pferd an“
Mechanische Reiterbewegungen entstehen durch eine schlechte Körperstrukturierung und mangelnde Körperplastizität des Reiters. Die unausweichliche Folge: der Reiter bewegt sich steif, festgehalten und zu wenig.
Ich glaube anhand der Beschreibung sehen sie, dass man bezüglich des Reitersitzes, aus der Not eine Tugend gemacht hat, und das stilisiert und unterstützt hat, was dem Reiter FEHLT – nämlich seine ganz feinsinnige Bewegungsfähigkeit, die bei einem guten Reiter im „inneren“ Körper stattfindet und nach außen wunderbar reduziert aussieht. Wie bei jedem Künstler übrigens – die feine Pinselführung des Malers, die feinen, anmutigen Bewegungen der Ballerina und die feinmotorischen Fingerbewegungen des Klaviervirtuosen können nur aus der fast zur Perfektion optimierten Bewegungsfähigkeit des Körpers kommen, die man nach außen nicht mehr sieht.
Auch wenn wir dieses hehre Ziel niemals erreichen werden, aber sie können wir uns als Vorbild nehmen – und nicht den Versuch eines Künstlers, der sich innerlich festhält, und seine Bewegungen eingefroren und unter Spannung und Kraft sind.
Eine weiteres Abtrennen seiner biologischen Motorik durch eine Stärkung der Ausweich- und Arbeitsmuskeln würden dem Körper seine Eigenregulierung nicht wiedergeben, sondern verhindern. Statt also weiterhin Krafttraining zu absolvieren und dem Pferd ein festhaltendes Muskelkorsett zu verpassen, ist es viel richtiger, dem Körper wieder sein inneres Gefühl für die Organisation der Systeme und der Koordination der tiefen Muskulatur zu entwickeln und damit die Eigenaufrichtung und die Körperplastizität zu stärken und DAMIT einen Weg zu „beschreiten“ der die vielen brachliegenden Bewegungsmöglichkeiten des Pferdekörpers eröffnet
Wenn es ums Reiten geht, geht es noch lange nicht um das Reiten – sondern eben um den Körper des Pferdes, der zum Reiten genutzt wird.
Übrigens: wenn sie sich, ihre Bewegungen und die Bewegungen ihres Pferdes „gefunden“ haben, können sie sich jeden X-beliebigen Reiter als Vorbild nehmen, oder auch wechseln oder bei sich selber bleiben. Grundvoraussetzung – um nicht ein schlechtes Abziehbild von jemand zu sein, sind allerdings ihre selbst ausgeprägten und integrierten Bewegungen in ihrem Körper. Um eben immer – in jeder Situation „sie selbst“ zu sein, und damit sie für ihr Pferd lesbar und verständlich zu sein.