…des Pferdekörpers
Fehlbelastungen des Pferdekörpers bedeutet: alles was GEGEN den Pferdekörper geht, und in weiterer Folge zu Bewegungseinschränkungen, Verzerrungen, Spannungen und vor allem zu Organunterversorgungen im Körper führt, und die „Akteure“ im Körper deshalb nicht in vollem Umfang wirksam sein können. Hand in Hand mit den Fehlbelastungen des Körpers gehen IMMER Einschränkungen des Atemsystems.
Aus Sicht der Biomotorik – die ja immer den verbundenen, durchlässigen, durchbluteten, sauerstoffangereicherten Pferdekörper im Fokus hat, sind entstehende Fehlbelastungen relativ einfach zu erklären: überall da, wo zu wenig oder zu viel Bewegung in die Zellen des Körpers kommt, entsteht eine buchstäbliche Schieflage im Körper.
Wie entstehen Fehlbelastungen beim Pferd?
Wenn man diese zwei Faktoren der Entstehung weiterverfolgt – also zu viel oder zu wenig Bewegung in den Körperregionen, verstehen wir welche Wichtigkeit die Körperplastizität für den Pferdekörper hat. Denn erstens ist bei der Körperplastizität alles im Körper miteinander „im Sinne“ des Körpers durchlässig miteinander verbunden und zweitens kann die Logistik des Körpers (Gehirn, Nervensysteme), in der Körperplastizität entscheiden, wie viel oder wenig Bewegung in die einzelnen Körperabschnitte gelangen müssen.
Bewegungsrelevante Punkte
Es ist absolut nicht so, dass der ganze Körper flächendeckend mit Bewegungsmöglichkeiten überzogen werden muss. So einfach und eindimensional ist der Körper nicht „gestrickt“. Es gibt übergeordnete Bewegungsrelevante Punkte wie zum Beispiel die drei Krümmungspunkte der Wirbelkette – Genick, Brust und Becken. Diese drei Punkte MÜSSEN allerdings IMMER – ob in einer ruhigen Bewegung, in einer starken Bewegung oder beim ruhen – mit Bewegungsinformationen anfahrbar sein.
Die Wichtigkeit der Wirbelkette
Damit ist auch erklärbar, warum die einzelnen Wirbel – und natürlich ihr zugedachter Platz und Raum – der Wirbelkette so 100% entscheidend für die Bewegungsfähigkeit des Pferdekörpers sind. Die Bewegungsmöglichkeit der Wirbelkette bestimmt über die Bewegung des Rumpfes, und der über die Bewegung der Gliedmaßen. Kommt am Ende dieser Bewegungskette keine Bewegung in den Gliedmaßen an, kommt eben auch zu viel oder zu wenig Bewegung in die Körperzellen der Gliedmaßen – und es ist unausweichlich das Fehlbelastungen entstehen.
Fehlgeleitete Bewegungen
Am tragischsten für den Körper sind fehlgeleitete Bewegungen. Die etwa entstehen, wenn Wirbelabschnitte nicht bewegungsfähig sind. Ganz klassische „Umleitungen“ entstehen wenn der Becken-Lendenbereich nicht funktionsfähig ist, und die Hüfte im genau gegenteiligen Moment gestreckt und gebeugt wird. Leidtragende sind die Gelenke des Hinterbeines, deutlich sichtbar an der Überbelastung des Kniees – eine sehr häufige Fehlbelastung des Pferdekörpers.
Mindestens genauso häufig ist die Fehlbelastung durch einen falschen Gebrauch der Brustwirbelkette – die die Rippenbewegung (Atmung) einschränkt und die Schultern stabilisiert. Und natürlich die Bewegungseinschränkung des Genicks – durch den engen Bezug zu den Gehirnarealen und den Hirnnerven – die „erste“ Fehlbelastung im Körper. Und da haben wir sie wieder: die drei Bewegungsrelevanten Punkte.
Die Dreidimensionale Bewegung
Die dreidimensionale Bewegung kann nur entstehen wenn alle drei Faktoren (deshalb dreidimensional) perfekt zusammenspielen.
Die drei Faktoren zur Dreidimensionalen Bewegung:
- Die optimale Bewegungsmöglichkeit der Wirbel in der Wirbelkette
- Die freie Bewegung der Gliedmaßen – Schulterfreiheit, Beinfreiheit (beim Pferd wie beim Menschen muss das Becken seine physiologische Eigenbewegung haben, damit die Beine sich leicht und ohne Abrieb in der Hüftpfanne bewegen können) Das Becken bewegt dabei die Beine – umgekehrt, wenn die Beine das Becken bewegen, haben wir einen Stillstand in der Wirbelkette.
- Die Bewegung nach vorne oder zurück (Bewegungsrichtung)
Dreidimensional ist für das menschliche Gehirn schwer zu verstehen. Dass die komplexen drei Bewegungsmöglichkeiten GLEICHZEITIG vom Körper durchgeführt werden – und durchgeführt werden können müssen, ist für unser Gehirn nicht so einfach verständlich. Damit kann man auch erklären, warum man gerne die Beckenbewegung des Pferdes von links nach rechts für dreidimensional hält. Dabei fehlt allerdings die Bewegung der Wirbelkette in ihren Krümmungen. Also eine fatale Fehlinterpretation!
Zu viel oder zu wenig Bewegung?
Fehlbelastungen entstehen also immer von zu viel oder zu wenig Bewegung. Aus der „Schonung“ des Körpers entsteht immer eine unphysiologische Überbelastung. Sichtbar werden diese fehlbelasteten Körperpunkte durch Ausweichstrukturen, Fettansammlungen, Falten, Spannungen, Einschnürungen und Einbindungen. Das sind Anzeichen im Pferdekörper, die deshalb sehr ernst genommen werden müssen. Sie zeigen – durch die große Verbundenheit im Körper – nicht nur auf die belastete Stelle hin, sondern weisen auf ein Chaos IM KÖRPER hin.
Nachfolgend möchte ich ihren Blick auf die einzelnen Belastungen des Pferdekörpers führen und sie ihnen damit sichtbar machen. Denn es ist gut, sie zu kennen, um gezielter mit ihnen umzugehen und sie in Folge vermeiden und auflösen zu können. Das ist außerordentlich wichtig, denn es ist für das Pferd und seine Gesundheit dramatisch, wenn man die Fehlbelastungen im Pferdekörper zusätzlich mit Reitergewicht belastet werden.
Mein Kommentar:
Da Fehlbelastungen, Bewegungseinschränkungen und vor allem eine eingeschränkte Atemtätigkeit kein Pferdebesitzer ernsthaft haben möchte, finde ich es wichtig – dass wir die Betrachtung des Pferdes in Zukunft verändern, und weg von der Kraft-und-Muskel-Bewertung und hin zur Funktionalität des Pferdekörpers lenken, damit wir in eine gesunde „Nutzung“ des Körpers kommen.
In meinen Augen ist damit schon viel für das Pferd erreicht. Die Körperplastizität des Pferdekörpers als Ausbildungsziel ist deshalb absolut wünschens- und erstrebenswert. Das Risiko Arthrose zu bekommen, z.B. sinkt mit jedem federnden Schritt des Pferdes, genauso wie es mit einem Pferdekörper in Körperplastizität keinen funktionsbedingten Atemprobleme gibt. Ist es das nicht wert?
Mein großer Wunsch für die Zukunft ist allerdings, dass eine Reiterei entsteht, die das Pferd nicht nur in seiner Körperlichkeit bewahrt, sondern auch seine Sinne, sein Instinkt, seine Wahrnehmung in die Reiterei integriert. Ich finde, nur dass wird dem Pferd als einzigartiges Lebewesen gerecht.