In die Tiefe des Pferdekörpers gehen…

…Körperplastizität

Am ungünstigsten ist es, wenn Pferd und Mensch – jeder für sich, versucht seine eigenen körperlichen „Interessen“ auf Kosten des anderen durchzusetzen. Jedes körperliches Bedürfnis ist für sich genommen, durchaus verständlich, aber gemeinsam bringt es eben nicht weiter. Als Beispiel: sie „trainieren“ mit ihrem Pferd einen Seitengang. Das Pferd ist körperlich aber noch nicht so weit – sein Becken-Lendenbereich ist noch festgehalten, seine Schultern noch stabilisiert, im Rippenkorb kann es sich nicht elastisch in die Bewegung hinein schmiegen und die Wirbelkette ist nicht durchlässig.

Also wird es zu Recht versuchen, seine körperlichen Interessen zu wahren, und nicht in die Überbelastung des Lenden-Hüftbereichs hinein gehen. Aber auch für Sie birgt die Ausführung des Seitenganges Schwierigkeiten – denn auch ihre Wirbelkette ist wahrscheinlich nicht durchlässig – die einzelnen Wirbel haben nicht genug Raum. Sie machen sich im Becken fest, ihr Körper verdreht und verzieht sich und ihr Pferd kann sich nicht an ihnen orientieren. Schließlich „kieksen“ sie ihr Pferd in die Rippen und verstellen seinen Kopf…

Das bittere Ende vom Lied – ihr Pferd führt den „angedeuteten Seitengang“ mehr Recht als schlecht aus. Allerdings bleibt bei beiden – bei Pferd und Reiter ein bitterer Beigeschmack beim Thema Seitengang hängen – der das nächstemal eine klitzekleine Bewegungsblockade einbauen wird. Sie haben zwar ihr vermeintliches Ziel erreicht, indem sie mit „Ach und Krach“ einen Seitengang vollzogen haben, aber ihrer Pferd-Reiter-Gemeinschaft hat diese „Aktion“ empfindlich geschadet. Und weil sie beschließen, die Seitengänge in den nächsten Tagen, besonders zu „trainieren“ ist auch eine „tragfähige“ Lösung für das Pferd nicht in Sicht.

Zwei Ziele – ein Team. Pferd und Reiter

Während der Mensch also die schönen Bewegungen oder die Kraft und Schnelligkeit des Pferdes nutzen möchte, geht es dem Pferd immer wieder um ein ständigen updaten seiner Bewegungen. Deshalb kann zum Beispiel ein Turnier ein gemeinsames Ziel für Pferd und Reiter sein. Oder ein Ausritt. Oder ein Reitseminar. Oder Seitengänge. Ein Galopp im Gelände. Beide strengen sich an, bringen ihre Fähigkeiten ein und viel zu oft ist das Pferd gerne bereit, seine körperlichen Belange dem „Ziel“ des Menschen unterzuordnen.

Ist das Ziel, eine Aufgabe aber erreicht, ist die Gemeinsamkeit meistens beendet, denn das Ziel ist abhanden gekommen, was bis dahin gut zusammengehalten hat. Anstatt das Pferd aber zum Erreichen eines bestimmten Zieles zu benutzen, wäre es viel besser ein Ziel zu verfolgen, dass beiden sehr am Herzen liegt. Wie zum Beispiel die Körperplastizität. Körperplastizität macht das was dem Pferd wirklich wichtig ist, und bringt den Menschen mit Leichtigkeit zu seinem Ziel.

Pferd und Mensch erleben deshalb jeden Schritt in der Plastizität der Körper, aber auch jeden Schritt, der dahin geht, als erfüllend und beglückend, weil alles was beide tun, handeln, agieren dazu beiträgt, dem gemeinsamen Ziel näher zu kommen, das man aber niemals wirklich erreichen kann. In den Körpern führt es dazu, dass sich dort alles so zusammenfügt, wie es am besten ist, sich nicht gegenseitig belastet und damit energiesparender wird, und umsetzbar ist ohne weh zu tun