Ich will ja immer alles ganz genau wissen. Zum Beispiel, was ein Pferd dazu bringen kann, seine natürliche Aufrichtung zu verlassen, die Bewegungsfreiheit der einzelnen Wirbel aufzugeben (das sind die, die Bewegungsfähigkeit bringen), Halsbasis (plus Brustwirbelkette) abzusenken und damit den funktionellen Aufbau seiner Halsmuskeln zu verhindern, die den Pferdekörper dann wiederum in Kopf und Genick fixieren und die Vernetzungen des Körpers dabei konsequent ignorieren?
Seit vielen Jahren untersuche ich, wie der Pferdekörper mit – durchaus faszinierenden – Überlebensstrategien, Spannungs- und Kompensationsmustern auf die Bewegungseinschränkungen seiner Umwelt und Umgebung, reagiert, und wie er mit den vielen Bewegungsverboten des Menschen versucht, fertig zu werden. Die Halsbasis des Pferdes beantwortet viele bisher ungelöste Fragen, fordert aber auch jede Menge neues Nachdenken über die Zusammenhänge im Pferde ein.
An meinen Erkenntnissen, die ich dabei gemacht habe, an den Vorgängen, Zusammenhängen und Signalen, die in der „Halsbasis“ des Pferdes stattfinden, möchte ich Sie gerne teilhaben lassen – denn schnell wird klar, dass sich die Halsbasis des Pferdes weder durch den Menschen zähmen noch therapieren lässt. Wenn dem Menschen aber bewusster wird, welche Mechanismen WIR im Pferd auslösen, die dann negativ auf den Pferdekörper einwirken, wird man sich andere Fragen über den Pferdekörper stellen (müssen).
Alle Überlebensstrategien des Pferdekörpers ziehen ein verändertes (Bewegungs)Verhalten des Pferdes nach sich. Allein aus diesem Grunde verdienen die motorischen Signale des Pferdes eine ganz besondere Aufmerksamkeit. In der Halsbasis des Pferdes werden wir besonders „fündig“. Die Halsbasis des Pferdes, ist für die Betrachtung des Menschen ein geniales „Barometer“ – eine „Messlatte“ für die Bewegungen des Pferdes und damit auch ein wertvoller Spiegel für die „Innenschau“ – was in seinem Organsystem und Stoffwechselsystem so vor sich geht.
Auf vernetzten Strukturstraßen durch den Pferdekörper
Wir müssen den Pferdekörper als neurologisches „Gesamtkonzept“ sehen, das in seinen einzelnen Körperteilen nicht einfach so verändert werden darf. Entscheidend für die Entstehung von vernetzten Körperstrukturen, die dem Körper alle möglichen motorischen Möglichkeiten einräumen und sogar Störungsfreiheit gewährleisten können, ist die Freiheit und Ausrichtung der Kopfgelenke.
Dreh- und Angelpunkt sind die Kopfgelenke
Eine motorische Missachtung der Kopfgelenke, führen aus meiner Erfahrung und aus den verschiedensten Ansätzen heraus zu „Fehlermeldungen“ des Organismus und motorischen Einschränkungen -beginnend bei Schluckbeschwerden, Atemproblemen usw. Wenn der Hals für das Pferd zu eng wird, die Kiefergelenke knacken und sich beim Kauen unrund anfühlen, „gehorcht“ der ganze Körper nicht mehr und setzt im Pferd das uralte Reaktionsmuster „Angst“ frei (Überaktiv).
Die Wirbelkette des Pferdes setzt sich aus drei Krümmungen und vielen einzelnen Wirbelkörpern zusammen, die ihre, ihn zugedachten Bewegungsraum brauchen und von den Kopfgelenken gesteuert werden. Ein ungleicher eingeschränkter, weil einseitiger Körpereinsatz mit einer dominant ausgeprägten und einer geschwächten Seite (die uns das Pferd über Körpersignale zeigt), sind daher nicht durch therapeutische Maßnahmen zu beheben. Therapeutische Maßnahmen können zwar sehr gut die „motorischen Spitzen“ ausgleichen, aber da die Ausrichtung im täglichen Umgang des Pferdes mit seinen Bewegungen entstehen, sind sie auch nur dort zu „lösen“
Natürlich zeigt die Halsbasis des Pferdes auch, zu welcher motorischen Vielfalt der Pferdekörper fähig ist. Allein die Bewegungsfreiheit der Schulter, bildet die zum großen Teil chronisch gewordenen Belastungen des Pferdekörpers, unbestechlich aus den verschiedensten Betrachtungen und Deutungen heraus ab, und macht sie durch „Einbindungen“ und Festigkeiten deutlich sichtbar.
Das mit dem Einwirken…
Wie schnell „Verbundenheit“ zur schädlichen „Beeinflussung“ und zur „Einwirkung“ werden kann (was übrigens ganz schnell geht, weil wir uns während unseres Zusammenseins mit dem Pferd, laufend synchronisieren und uns gegenseitig beeinflussen – siehe „Reiterschulungen) sehen sie auf der rechten Grafik – bei der sich das Pferd in seinen Kopfgelenken „verkriecht“, seinen Kopf dabei starr fixiert und den Ganaschenwinkel verengt.
Überforderungsmuster der Halsmuskeln
Die unterschiedlichen, in einem besonderen Muster miteinander verwobenen Muskelgruppen des Halses reagieren auf ihre spezielle Weise, wenn sie überfordert werden. Muss zum Beispiel das Pferd seinen schweren Kopf weit nach vorn halten (wie auf der linken Zeichnung), verkürzen sich die tiefen Nackenmuskeln – öffnen den Genickwinkel und verspannen den Ganaschenwinkel und die Schultern stellen sich genauso stabilisierend auf, wie auf der rechten Grafik.
Das Genick ist extrem empfindlich und empfindsam (aus gutem Grund) und hat die Tendenz, sich bei jeder Fehlhaltung zu verfestigen, um damit den Körper gegen Einflüsse zu „wappnen“. Ob das Pferd dabei „beigezäumt“ wird (rechts) oder ob das Genick den schweren Kopf durch eigentlich „weiche“ Strukturen „halten“ muss (links) – der Pferdekörper wird undurchlässig und der Organismus bekommt „Fehlermeldungen“ am laufenden Band. Die gesamte Körperorganisation – der Stoffwechsel, das Organsystem und der Bewegungsapparat werden dabei durcheinandergebracht.
Wird die „inaktive Körperhaltung“ übrigens durch den Menschen mechanisch aufgerichtet, bleibt dem Pferdekörper nichts anderes übrig als eine andere Körperstrategie zu fahren und die „überaktive Körperhaltung“ einzunehmen. Durch die Schwächung und die Überforderungsmuster der Halsmuskeln ergibt sich wiederum die „überaktive Körperhaltung“. Es ist ein Teufelskreis, aus dem das Pferd allein nicht mehr raus kommt. Und weil die Bewegung nicht in Rumpf, Schultern und Becken hineinlaufen kann, gehen die Beschwerden des Pferdes der Wirbelkette entlang bis zu den Hufen.
Das hat natürlich nicht nur motorische Folgen (es ist erwiesen, dass jegliche Unterdrückung von Bewegung krank macht), der Organismus beginnt sogar seine eigenen Bewegungen zu „fressen“ – er zieht an allen Ecken und Enden, Energie ab. Dabei können sich ganze Bewegungsmuster verändern -manche Muskeln erfahren Überlastungen, während andere Körperteile verfetten. Das Auffussen der Hufe verändert sich und die Schwierigkeiten beim Atmen nehmen zu (wie sehr der verengte Ganaschenwinkel daran beteiligt ist, beschreibe ich in einem separaten Artikel).
Was passiert wann und aus welchem Grund im Pferdekörper?
Es gibt kurze Informationsketten, wie die Verbindung der Halsmuskulatur zur Kiefer- und Kaumuskulatur. Und es gibt direkte muskuläre Verbindungen wie die Verbindung der Halsmuskulatur zum Schultergürtel. Aber auch die Enden der Beine, das Ende der Wirbelkette, das Kreuzbein und das Becken ist mit den Kopfgelenken des Pferdes verbunden. Beispielsweise kann ein stabilisiertes oder umgeknicktes Sprunggelenk zu einer veränderten Lage der Kopfgelenke führen.
Wir müssen die Ausrichtung und Funktionsfähigkeit der KOPFGELENKE beobachten.
Dazu ein Beispiel: Wenn sich das Pferd in Bewegung setzt, hebt es normalerweise seinen Kopf an, dadurch wird das Genick (durch die Augen und die anderen Sinneswahrnehmungen) des Pferdes aktiviert. Infolgedessen bahnen bereits die Wirbelkette und die Beine die Bewegungen an und aktivieren alles im Organismus zum „Bewegen. Das Gleiche gilt – nur umgekehrt – wenn das Pferd den Kopf beugt. Der ganze Organismus des Pferdes wird auf „Fressen“ und langsame Fressbewegungen „gebahnt“ und vorbereitet (z. B. stellt der Magen mehr Magensäfte bereit).
Dabei geht es beileibe nicht darum, welche Form der Hals hat. Das ist wie beim Menschen individuell sehr unterschiedlich. Das Wichtige sind die Informationsketten, die von den Halsmuskeln zum Becken des Pferdes verlaufen. Je mehr Informationen „durch den Hals kommen“, desto mehr Handlungs-Möglichkeiten hat der Pferdekörper.
Eine abgesenkte Halsbasis ist daher immer ein ernstzunehmendes Signal – genauso wie der verengte oder der gefüllte Ganaschenwinkel (Drüsen!)
Wenn der gesamte Zungenbein/Zungen/Kiefer/Genickkomplex undurchlässig ist, kann das Pferd unter ängstlich, unsicher, gespannt, überangestrengt, überfordert usw. keinen Unterschied mehr machen – die Kopfgelenke reagieren starr und mit Festigkeit. Und frieren eben die Bewegungsmöglichkeiten des Pferdes ein. Das Pferd kann seinen Kopf nicht mehr anheben und fixiert ihn (siehe Grafik). Bewegungen bleiben durch die massive Störung in der Halsbasis stecken.
Die Halsbasis als „Auffangbecken des Pferdekörpers“
Wir müssen wohl oder übel erkennen, dass sich der „Knotenpunkt“ des Pferdes – seine Halsbasis, trotz aller menschlichen Versuche nicht zähmen (beizäumen!) lässt, weil jede mechanische Veränderung der Halsbasis (durch den Menschen) unbedingt eine negative Veränderung der Körperfunktionen nach sich zieht. Der Rumpf formt unbestechlich punktgenau die Bewegungen nach, die ihm die Kopfgelenke und dann die Halsbasis vorgeben…(mehr darüber in den anderen Artikeln) .
Ich möchte Ihnen Mut machen
Wenn sie sich jetzt fragen, wie sie ihr Pferd aus der inaktiven oder überaktiven Körperhaltung, aus Spannungsmustern und Einschränkungen befreien können, dann informieren sie sich über die „biomotorischen Bewegungen“. Ich habe sie eigens dazu entwickelt, damit das Pferd vom Menschen die Signale bekommt, die es selbst mit seinem Körper umsetzen kann, um seine Halsbasis aufbauend anzuheben, den Anschluss in seinem Rumpf zu finden und dabei die Kopfgelenke auszurichten.
Weil es aber noch so viel über die Halsbasis und ihre Zusammenhänge zu sagen gibt, bekommt die Halsbasis des Pferdes und ihre vielen, vielen verschiedenen Aspekte, hier auf meiner Seite eine ganz eigene Spalte.
Alles, was sie in den verschiedenen Seminaren der „Biomotorik“ erfahren und erlernen – ob das jetzt die „Reiterschulungen“ – die „Einzel-Updates“ mit ihrem eigenen Pferd oder die ab Herbst stattfindenden „biomotorischen Seminare“ am Pferd sind – alles führt sie zu einem anderen Verständnis für den Pferdekörper. Denn wie sagte schon Goethe: „Wer das erste Knopfloch verfehlt, kommt mit dem Zuknöpfen nicht zurande“.
Weitere Informationen unter www.biomotorik.eu – durch ein email an biomotorik@gmx.de oder durch eine Whats-App Nachricht an mich…