Man fragt mich gelegentlich, warum ich mich so ausführlich mit dem Körperbau, den Bewegungen und dem Verhalten des Pferdes beschäftige. Nun, die Antwort ist einfach. Weil ich fasziniert bin von dem Zusammenwirken des Organismus, und weil ich immer besser herausfinden möchte, wie man dieser genialen Vernetzung des Pferdekörpers am besten gerecht wird. Und auch – weil ich ablenkenden und irreführenden Regeln nicht mehr auf den Leim gehen möchte.
Wenn Pferde eine freie Bewegung nicht kennen oder kennenlernen, nehmen sie eine steife Haltung mit viel Spannung im unteren Rücken und im Kiefermechanismus ein. Ist aber die körperliche Grundlage erst mal in der Tendenz „stabilisiert“ dann kommt das Pferd selbst kaum noch in einen frei bewegenden Körperstatus. Daher sind alle „Empfehlungen“ wie der Mensch mit der fehlenden körperlichen „Grundausstattung“ des Pferdes umgehen und sie dabei „umgehen“ soll und die sogenannten „Hilfsmittel“ dazu – die nur dem Menschen helfen, nicht aber dem Pferd – das traurige Ergebnis dieser Fehlentwicklung.
Das Pferd verliert dabei seine natürliche Aufrichtungshaltung. Die drei Krümmungen der Wirbelkette flachen sich vom Genick bis zum Becken-Lendenübergang ab, was den Wirbel den dringend benötigen Bewegungsraum nimmt und verengt den Durchfluss der Nervensysteme und der Atmung. Diese Körperposition ist weder dazu geeignet eine genauere Koordination zwischen Kopf- und Rumpfbewegungen zu entwickeln noch eine Koordination der Gliedmaßen auszubilden.
So kann man leider viel zu oft beobachten, dass Pferde ihren Kopf nur ruckartig heben und tragen müssen (um die Umgebung besser ins Blickfeld zu bekommen) oder dazu der Zügel des Menschen nachhelfen muss (was überhaupt nicht die Aufgabe des Zügels ist) – das Pferd trotzdem damit nicht in die begehrte, entlastende Aufrichtung kommen kann, weil die körperliche Grundausstattung des Pferdes fehlt.
Genau genommen ist sie zu gar nichts geeignet. Denn das Pferd befolgt nur einem Befehl des Menschen, vielleicht lernt es noch dem Menschen zu gehorchen – mehr aber auch nicht. Das Pferd lernt weder mit seinem Körper umzugehen noch seinem eigenen Körper zu vertrauen. Im Umkehrschluss kann auch der Mensch nicht lernen seinem Pferd zu vertrauen. Wie auch – er muss ja Befehle erteilen.
In der BIOMOTORIK geht es um nicht weniger als um das fundamentale Verständnis, dass alles im Pferdekörper zusammenhängt. Dies bedingt wiederum die Tatsache, dass, wenn wir unser Pferd gesund erhalten wollen, auch selbst dafür sorgen müssen, dass unser Pferd GESUND BLEIBT. BIOMOTORIK ist deshalb nicht nur ein schicker Modebegriff – sondern bringt Problem und Lösung auf einen Punkt.
Die Umstände und Bedingungen der Umwelt kann man oft nicht ändern. Aber wir können dafür sorgen – und zwar mit allen Mitteln des Pferdekörpers – dass das Pferd immer ein kleines bisschen mehr und besser mit seiner Umwelt umgehen kann, als die negativen Einflüsse auf seinen Körper wirken. Denn so gesehen, haben wir alle, auch wir Menschen mindestens ein Handicap – denn wir alle altern jeden Tag einen Tag mehr und es ist durchaus sinnvoll, wenn wir diesem Alter eine körperliche Bewegungsfreiheit -und am besten immer ein bisschen mehr entgegenzusetzen haben.
Wirkung oder Einfluss auf die „Grundausstattung“?
Auf der Frage nach der „richtigen“ und „artgerechten“ Bewegung des Pferdes, und der Suche nach Lösungen ist es zwar ohne Frage wichtig, die Vorgänge im Pferdekörper richtig einzusortieren (darum bemühe ich mich auf dieser Webseite) aber die Lösungen dazu, müssen eben auch von jedem Pferdebesitzer oder Reiter umsetzbar sein.
Die biomotorische Geheimwaffe
Die beste Unterstützung, die man sich dazu wünschen kann, ist der im Körper angelegte und immer wieder (sooft wie es nur geht) aktivierbare „erste Primitivreflex“ – der, weil er so wichtig für den Körper ist, ein ganzes eigenes Kapitel von mir bekommt. Denn er kann durch seine reflexhafte Wirkungsweise im Pferd, den Pferdekörper „öffnen“.
Durch diese machtvolle Wirkung im Körper – immerhin wird durch ihn die erste reflexhafte Handlung ausgeführt, wenn das Fohlen aus dem Mutterleib kommt – beginnen Impulse wieder zu fließen, auch wenn der Pferdekörper völlig verspannt und aus seiner „Ordnung“ heraus ist (die Muskelwirkung, siehe: „Gestörte Körpermechanismen“)
Der erste Primitivreflex“ bringt den Pferdekörper in ein Selbstgespräch
Durch die Informationen, die nun wieder durch die Wirbelkette kommen, kann das Pferd mit der Zeit – besser gesagt, in seinem ureigenen Entwicklungsprozess, den der Körper nun wieder aufnehmen kann, in seine natürlichen, besser gesagt, ursprünglichen Körperbewegungen zurückfinden.
„Things are falling into place“
Es gibt eine englische Redewendung „things are falling into place“ (deshalb habe dich die Übungen für den Menschen „Placements“ genannt) – diese Redewendung kann ich voll bestätigen. Wirbel, Gelenke und Knochen „fallen“ tatsächlich wieder an ihren Platz, wenn die Bewegungen die „Absicht“ des Körpers verfolgen können. (außer, wenn die Einbindungen, Spannungen und Ausweichsmuskulaturen so stark sind, dass wir unterstützende Anreize geben müssen).
Wenn „alles an seinem Platz“ ist, kann das Pferd alle seine Gangarten, Stehen, Liegen, Wälzen neu – nein, nicht lernen – sondern erfahren. Körpergerecht, und so das Knochen und Muskeln dabei „von allein“ – nein, vom Körper gekräftigt werden. Mit guter Körperaufrichtung fühlt sich eben alles ganz entspannt, leicht und lässig an. Und so gestaltet sich dann auch unser Umgang mit dem Pferd!
Nicht auf dem Rücken des Pferdes austragen
Nun kommt es nur noch auf unsere Anreize an – zu was wir das Pferd motivieren. Wenn wir das Pferd dazu motivieren, 24 Stunden auf der Weide zu stehen – werden sich genau die passenden Muskeln dazu ausprägen. Nicht wirklich sehr sinnvoll, wenn wir das Pferd irgendwann auch reiten möchten, und es unsere Last tragen soll.
Äußerst „Sinn-voll“ dagegen sind Bewegungsanreize, die für eine sanfte, erholsame Wirbelkettenstreckung sorgen. Mit der sich die Aufrichtung des Pferdes „Schritt für Schritt“ auf einem verfügbaren Becken und entlasteten Becken-Lendenübergang aufbauen kann. Und Bewegungen, die den Pferdekörper lateral verkürzen und verlängern (im Rhythmus des Pferdes) fordern das innere „Muskelkorsett“ an, wodurch die wertvolle Wirbelkette perfekt geschützt wird.
Die Bestätigung für „richtige“ Pferdebewegungen findet man im gut vernetzten Zusammenwirken des Pferdekörpers. Nicht die kunstvoll erzeugten Reitbewegungen braucht das Pferd – sondern genau diese Bewegungen seines Körpers.
Ich bin gespannt, ob meine Ideen und Vorschläge sie zu Bewegungen mit ihrem Pferd inspirieren (inspirieren heißt übrigens einatmen), die sich aus dem natürlichen Körperbau des Pferdes ableiten – denn das freut mich natürlich am meisten, wenn ich auch andere mitnehmen und begeistern kann. Ich jedenfalls freue mich darauf – egal auf welche Art und Weise – Sie auf diesem Weg zu begleiten.
Wer sich mehr mit der spannenden Sichtweise der BIOMOTORIK beschäftigen will hat dazu viele Möglichkeiten. Sie können mich per email biomotorik@gmx.de anschreiben, mich in Facebook unter „die Biomotorik des Pferdes“ und „Monika Buhl – Atembewegungen“ besuchen oder hier einfach „dranbleiben“.