Die Akteure im Einzelnen

  1. Akteur Körperplastizität
Erster Grundsatz des Körpers: der Körper muss natürlich nicht die ganze Vielfalt von Bewegungen auf einmal ausführen, aber er muss sie ausführen können.

Die Biomotorik arbeitet deswegen mit dem Atem, der Körperplastizität, dem Muskeltonus und der Gesichtsmuskulatur – also dem Zusammenhang zwischen motorischen Abläufen, den Komponenten zur Entstehung von vielfältiger Bewegung und den Emotionen um die selbstregulatorischen Prozesse im Körper auszulösen. Denn vielleicht ist ja ihre Mutlosigkeit durch Eigenkrümmung zum falschen Zeitpunkt selbst gemacht? Und vielleicht verstärken die „falschen“ Bewegungen, eine Depression oder Aggression des Pferdes?

2. Körpermechanik

Zweiter Grundsatz:  Biologische Bewegungen „wachsen“ von der Wirbelkette ausgehend nach außen – also von innen nach außen – und nicht wie beim Muskelaufbau der Fall, von außen nach innen (bei dem das „Innen“ meistens leer ausgeht.

Eine der verbreiteten Fehlstellung – oder man muss sagen Fehlmechaniken ist Fehlbewegung der Hüfte – bedingt durch eine zu enge Stellung der Wirbel vor allem im Lenden-Becken-Übergang.

Um also einen Umwandlungsprozess oder auch eine Eigenregulierung (bei körperlichen, bewegungsbedingten oder organischen Schäden) im Körper vorzunehmen braucht der Körper keine künstlichen, die momentane (schadhafte) Körpermechanik noch verstärkende äußeren Muskelzüge, sondern andere – „bessere“ Bewegungserfahrungen, vor allem „neutralisierende“ entbindende  Atembewegungen.  die ihn  andere Umweltbedingungen, andere Sinnesreize

Sowie die Biomotorik (körperliche Eigenwahrnehmung der Umwelt) dem Körper die Möglichkeit gibt ihn Bewegungseinschränkungen einzutreten, gibt sie auch die Möglichkeit aus den Einschränkungen des Körpers auszutreten. So eine Veränderung geht immer mit der charakteristischen Veränderung körperlicher Prozesse einher, die aus neuromuskulären, hormonalen und biochemischen Vorgängen – also den inneren Bewegungen besteht. Die Zusammenhänge des Körpers können in ihrer Plastizität nur von innen nach außen geändert werden. Also zuerst die Veränderung der inneren Vorgänge, die dann die passenden Strukturen anfordern und zum Schluss mit der anpassungsfähigen und aufbauenden „äußeren“ Muskulatur versehen.

3. Über die Wirbel gehen

Dritter Grundsatz des Körpers: die Prinzipien der Wirbelkette sind leicht durchschaubar – wenn man sie beachtet.
  • Das erste Prinzip: die Bewegung geht von innen nach außen
  • Das zweite Prinzip: die Bewegung geht von hinten nach vorne
  • Das dritte Prinzip: Gelenke und Wirbel müssen „durchlaufende Posten“ sein

Die Wirbelkette, das unbekannte Wesen

Alle Bewegungen müssen durch die Wirbelkette geleitet werden – das ist relativ bekannt, denn das ist die Durchlässigkeit des Körpers. Informationsträger sind die Spinalnerven und die Nervensysteme. Sie sind in ihrer Informationsverbreitung davon abhängig wie „frei“, also wieviel Platz und Raum der einzelne Wirbel hat. Wie anfällig und verletzlich dieses Informationssystem ist, wird einem bewusst, wenn man die Wirbelkette und den Körper eines Pferdes gedanklich – wirklich nur gedanklich auf eine Streckbank legt, und auseinanderzieht um den einzelnen Wirbel mehr Raum zu geben.

Das kann aus mehreren Gründen nicht funktionieren – und deshalb funktioniert auch eine geforderte Haltung, egal ob Kopf oben oder Kopf unten – nicht. Die Wirbel werden zwar auseinandergezogen und manche von ihnen bekommen ein bisschen mehr Raum, aber es entstehen mehrere Probleme, die dramatische Folgen für die Körperbewegungen haben.

  1. Problem: die Wirbel werden zwar auseinandergezogen, aber im selben Moment wird die umgebende umhüllende Tiefenmuskulatur gedehnt, d.h. bewegungsunfähig gemacht und damit die Durchlässigkeit genommen
    2. Problem: die drei Krümmungen der Wirbelkette werden auseinandergezogen und begradigt – die Federmöglichkeit des ganzen Körpers genommen.
    3. Problem: durch die Konstruktion der drei Krümmungen (der Mensch hat vier!) hat jeder Wirbel eine ganz unterschiedliche Form um diese Krümmungen bilden zu können. Beim Geradeziehen „berühren“ sich die Wirbel an einigen Punkten – während sie sich an anderen weiter entfernen.

4. Funktionalität

vierter Grundsatz des Körpers: die „innere“ Balance der Organe hält den Körper mit seinem Betriebssystem am Laufen – die Bewegungseinschränkungen des Bewegungssystems sind eigentlich „nur“ Kollateralschäden

Die Bewegungen, die wir sehen können, sind die Spitze eines Eisbergs – denn das eigentliche Drama findet im „Inneren“ des Körpers statt. Sobald beispielsweise das Becken nicht in seiner Körpermechanik ist, kann es das Zwerchfell nicht richtig „bedienen“ – dadurch ist die Atmung extrem eingeschränkt. Sobald die Beine (oder beim Pferd die Hintergliedmaßen) nicht in ihrer Funktionalität sind, sind es auch die Schultern (oder Vordergliedmaßen) nicht – auch das ist ein chaotischer Zustand für die Atemregulierung.

So zieht jede Bewegungseinschränkung ihre schädlichen Spuren durch den Körper – denn wenn das Becken nicht „annahmefähig“ für Bewegungsinformationen ist – verhält sich die gesamte Wirbelkette. Die Bewegung bleibt im Körper stecken, und  verhindert die Durchlässigkeit bis zum Genick. Das Gehirn bekommt falsche „Daten“ – und das Chaos ist perfekt.

5. Bewegungsfähigkeit

Fünfter Grundsatz des Körpers: die tägliche Herausforderung liegt darin, das Schädliche im Alltag wegzulassen, ihn aber auch nicht zu „schonen“.

Bewegungsdefizit, Bewegungsmangel und Bewegungsfähigkeit

Was die Bewegungsfähigkeit für den Körper bedeutet, kann man am besten verstehen wenn man sich das genaue Gegenteil anschaut – das Bewegungsdefizit. Das Bewegungsdefizit hat nichts mit „Bewegung“ insgesamt zu tun. Sie können jeden Tag einen Marathon laufen und trotzdem ein Bewegungsdefizit haben – d.h. ihnen fehlt die Bewegungsfähigkeit in der Wirbelkette. Da findet die Bewegungsfähigkeit statt. Ein Bewegungsdefizit führt früher oder später unweigerlich zu Rückenschmerzen.

Wenn sie täglich viel Zeit im Auto, im Büro und vor dem Fernseh- beziehungsweise Computerbildschirm verbringen, dann haben sie einen ausgeprägten Bewegungsmangel. Wenn sie ihren Körper immer wieder in seine Biomotorik führen, kann sich trotzdem seine Bewegungsfähigkeit entfalten.

Sie meinen jetzt vielleicht, das könne auf Sie nicht zutreffen, da sie regelmäßig zum Sport gehen, Gymnastik machen oder zum Therapeuten gehen. Anders dagegen, wenn sie schon Bewegungseinschränkungen und Fehlmechaniken haben (falsche Hüftmechanik) und ihren Körper beim Sport oder bei der Arbeit mit Bewegung „belasten“ – der darf sich nicht über sein Bewegungsdefizit wundern, und auch nicht darüber, dass der Körper irgendwann nicht mehr kann.

Neben Erkrankungen der Atemwege gelten Erkrankungen der Muskeln oder des Skeletts als zweithäufigste Ursache für Krankschreibungen. Obwohl es noch nie, in keiner Zeit der Geschichte der Menschheit so viele Trainings, Muskelstärkungen, Muskelformungen oder die Erholung davon – Wellness vom anstrengenden Training – gab. Allein das ist ein wichtiger Hinweis, dass mit unserer Bewegungsfähigkeit etwas gewaltig falsch läuft. Extern aufgebaute Muskeln zerstören im Normalfall die Bewegungsfähigkeit.

Ein möglicher – und sehr wahrscheinlicher Grund liegt darin, dass man den Körper von morgens bis abends so stark schädigt, dass er es einfach nicht schafft, sich zu regenerieren, bis sie ihn wieder kaputt machen.

Weil aber das „Problem“ das ihr Körper mit ihnen hat, ganz woanders liegt, bringen diese Methoden im besten Fall wenig und im schlechtesten Fall verstärken sie das Problem.

Sie meinen jetzt vielleicht, das könne auf Sie nicht zutreffen, da sie regelmäßig zum Sport gehen, Gymnastik machen oder zum Therapeuten gehen. Weil aber das „Problem“ das ihr Körper mit ihnen hat, ganz woanders liegt, bringen diese Methoden im besten Fall wenig und im schlechtesten Fall verstärken sie das Problem.

Es ist nur ein scheinbares Paradox: die Betten werden immer weicher, die abendliche Couch immer bequemer. Aber das alltägliche Umfeld verursacht oder begünstigt zumindest den Stillstand des Körpers und verbindet sich mit der falschen Körpermechanik. So machen falsche Betten, Stühle, Schuhe und vor allem falsche Alltagsbewegungen alle Heilbemühungen von Ärzten und Therapeuten zunichte, und alle Maßnahmen zusammengenommen, entwickeln eine fatale Wirkung auf den Körper, die sie 168 Stunden in der Woche trainieren. Da kommt ganz schön was zusammen.

Wenn Bewegungen kaputt machen

Tatsächlich ist die Unbeweglichkeit des eigenen Körpers die schlimmste Einschränkung für den Körper. Nicht die Menge von Bewegungen ist entscheidend für den Körper, sondern die Bewegungsfähigkeit mit der er sie ausführt. Dennoch, oder gerade weil eher auf die Häufigkeit von Bewegungen geschielt werden, wird die Bewegungseinschränkung (und die Folgen davon)nicht immer wahrgenommen oder akzeptiert.

Tatsache ist aber, dass die Bewegungsunfähigkeit ausgerechnet von den Strukturen im Lendenwirbelbereich gehalten wird. Damit ist die Dreidimensionale Bewegung buchstäblich ausgehebelt, denn die Hebelwirkung belastet massiv Lendenwirbelkette und auf die kleinen Gelenke. Und verändert die Statik und die Körpermechanik im gesamten Körper. Wenn ein Mensch unter Rückenschmerzen leidet ist, so ist die Bewegungsfähigkeit mindestens daran beteiligt – wenn nicht sogar daran schuld.

6. Eigene Bewegungserfahrungen

Sechster Grundsatz des Körpers: er muss seine Bewegungserfahrungen selber machen (künstlich angezüchtete Bewegungen schaden dem Körper mehr als sie nutzen)

Ein kluger Mensch sagte einmal, der Körper sei Fleisch gewordene Erfahrung. Und in der Tat, Biologische Bewegungen bewegen sich immer wieder auf Neues zu, wollen entdecken, verändern, erfahren. Es ist ein ständiger Umwandlungsprozess, den der Körper als Grundlage und Basis braucht, um seine Bewegungserfahrungen zu speichern und mit dieser ständigen „Wandlung“ seines Körpers immer wieder perfekt an seine Umweltbedingungen anzupassen. Jedes „Update“ speichert alles gründlich  und trägt die bereits entstandenen Strukturen weiter zum nächsten „unerforschten“ Gebiet.

Der Körper beginnt seine „Formgestaltung“ schon im Babyalter, die Bewegungen, die das Baby entdecken und erfahren kann,  entscheiden darüber wie plastisch (Plastizität = Verbundenheit, harmonische innere Zusammenhänge, Zusammenhalt) er den „Grundstock“ seiner Bewegungen gestaltet. Das ist der Grund, warum das Baby mit einem ganzen „Rucksack“ an Reflexen, vor allem Primitivreflexen, sensorischen Wahrnehmungen, und Bewegungsinformationsweitergaben sein Leben beginnt. Sozusagen für alles bereit und situativ einsetzbar. Die persönlichen Abmessungen seines Körpers, die Knochenlängen, Dichten, Größen – die schon im Mutterleib angelegt wurden, machen den Körper persönlich und so unverwechselbar wie ein Daumenabdruck.

Die wichtigen Alltagsbewegungen

Wenn ich von eigenen Bewegungserfahrungen sprechen, dann meine ich ihre Alltagsbewegungen – also Bewegungen, die sie hundertmal am Tag ausgeführt werden. Ob das ein Bücken, ein Gehen, ein Laufen, liegen, sitzen, schlafen ist – um diese wertvollen alltäglichen Bewegungen geht es. Wenn man sich um diese Bewegungen kümmert, hat der Körper 168 Stunden in der Woche Zeit zu trainieren – und zwar völlig unaufwendig: beim in einen Apfel beißen, beim Kopf drehen, beim Gehen, eben bei allen Bewegungen aus denen das jeweilige Leben besteht.

Die Vielfalt macht es!

Je vielfältiger und bewegungsfähiger diese Bewegungen ausfallen, desto mehr „lernt“ ihr Körper. Doch gewohnheitsmäßige, einseitige Bewegungen drehen die Bewegungsspirale ganz schnell in die Negativseite.

Das beginnt schon als Kind, und geht ins Erwachsenenalter über. Denn die meisten, strengen sich ihr Leben lang an, so zu werden, wie andere meinen, dass sie sein müssten um anderen zu gefallen. Die eigenen Bewegungen werden im Laufe des Heranwachsens immer stärker kontrolliert und vom Körperempfinden – der körperlichen Eigenwahrnehmung abgetrennt.

„Es ist verdammt schwer, einen Menschen zu nehmen wie er ist, wenn er sich anders gibt, als er ist“. Ernst Ferstl, östereichischer Autor

Da aber alle Bewegungen so eng miteinander verknüpft sind, ist leider auch all das die eigene Schiefheit ausmacht, die wir uns im Verlauf der Kindheit, und sich im späteren Leben an falschen Vorstellungen, fragwürdigen Überzeugungen, übernommenen Haltungen und unterdrückten Bewegungen angeeignet haben.

Naturverständnis ist immer Bewegungslust

Ohne Freude an der Bewegung ist der Körper im bewegungslosen Stillstand – und das ist der Tod. Bequemlichkeit ist der kleine Tod. Nun geht das Eichhörnchen morgens nicht turnend auf den Baum, weil es so eine Bewegungslust verspürt. Nein bestimmt nicht – braucht es aber auch nicht. Denn der  Mechanismus der Bewegungsfreude – also der Freude an der eigenen Bewegung hat sich in die jahrhundertealte Evolutionsgeschichte der verschiedenen Körpern von Lebewesen tief eingegraben, und wird bis heute mit sich herumgetragen.

Wenn sich ein Lebewesen früher nicht mehr bewegen konnte, wusste es, es ist dem Tode geweiht. Heute kultivieren wir die bewegungslose Bequemlichkeit – oder wie beim Pferd, die Starrheit. Warum? Weil der inzwischen bewegungslose Mensch nicht mehr mit den überwältigenden Bewegungen des Pferdes klarkommt. Er „zügelt“ sie im wahrsten Sinne des Wortes. Mit dem Pferd kann er das machen. Denn das Pferd als 100% iges Gruppenwesen ist von der Interaktion und den Handlungen der umgebenden Lebewesen abhängig. Das Pferd begibt sich -wieder buchstäblich – in unsere Hände, nichtwissend das wir damit nicht umgehen können.

Der Körper braucht Bewegungs-Sinfonien

Habe ich schon erwähnt, dass der Körper keine einzelnen Bewegungen mag? In fließenden Bewegungen kann er sich das „heraussuchen“, was er kennt, wo er sich entwickeln kann und auch wenn etwas nicht so klappt, fließt ja die Bewegung schnell vorbei – ohne eine negative Bewegungserfahrung zu haben. Außerdem regt eine fließende Bewegung die Überkreuzbewegung an – die ja den Zugang zum Gehirn verbessert. Ganz im Gegensatz zum trainieren von einzelnen Bewegungen, die eigentlich für den Körper ein Überlastung bedeuten, und vor denen er sich mit Muskeln schützen möchte.

Die gute Nachricht

So, und jetzt die gute Nachricht! In jedem von uns, und im Pferd und im Hund steckt „die Biomotorik“ – denn ohne sie sind wir nicht lebensfähig. Und man kann sie, so zugewachsen sie auch ist – wieder ans Tageslicht befördern. Die wichtigste Aufgabe dabei ist es, die „Leitungen“ der Nervensysteme so „durchlässig“ wie möglich für die einzelnen Informationen und sensorischen Impulse zu erhalten. Man könnte biomotorische Bewegungen also durchaus als „Leitungspflege“ bezeichnen.

Deshalb muss man keine neuen Bewegungen erlernen (warum das sowiso nicht geht, erfahren Sie auf der Webseite) sondern erstmal den ganzen Müll wegräumen, der sie an ihren biologischen Bewegungen hindert (auch das unterstützt ihr gesamtes, allumfassendes „Naturverständnis“) und dann jede Menge Bewegungserfahrungen machen. Wie das geht, und warum das so geht – darüber gleich mehr.

7. Aufrichtung

Siebter Grundsatz des Körpers: das Geheimnis der Körperplastizität liegt darin, alles im Körper ganz leicht in Bewegung zu halten und insbesondere die Atembewegung angepasst zuzulassen.

Körperplastizität – eine Frage der Aufrichtung

Die Konsequenzen des runden Rückens beim Mensch und beim Pferd

Um die verheerenden Konsequenzen eines runden Rückens auf den Pferdekörpers zu verstehen, die immer die Hauptursache für Bewegungseinschränkungen, Fehlbewegungen und Spannungen im Körper sind, muss man zwischen Körperhaltung und Körperplastizität unterscheiden. Die Körperhaltung, hergestellt über die Kontraktion und Spannung von Muskeln und den Winkeln in denen die Gelenke zueinanderstehen. Schlechte Haltung ist in diesem Sinne eine statische Körperposition die Gelenke und Wirbel einseitig belastet.

8. Gleichgewicht

Achter Grundsatz des Körpers: man muss ihm täglich mehr Gutes tun, als dass was ihm schadet.

Damit verrät uns der Körper schon mal viel über seine Veränderbarkeit. Denn mit diesen Möglichkeiten des Gleichgewichtes ausgestattet, kann der Körper auch später Bewegungserfahrungen in seine Bewegungen integrieren, die auf der Struktur derjenigen Bewegungen aufbauen, die der Körper bereits getan, und gelernt hat und die ihm vertraut sind. Das entwickelt den Körper ständig weiter, eine Bewegungsentwicklung im Sinne von Verfeinerung, um dabei immer mehr Möglichkeiten im Körper zu haben. Zugleich ist eine wohlausgewogene Bewegungsentwicklung, nach dem zweiten Grundsatz auch die einzige aktive Maßnahme gegen das Älterwerden.

Denn mit ca. 20 Jahren baut der Körper nicht ab, wie oft gesagt wird – sondern er hat einfach kein Wachstum mehr  – denn der Körper ist ausgewachsen – und muss dementsprechend in seinem motorischen Verhalten rund sein. Die wichtige Grundlage für neue Strukturen muss dann immer das frei verfügbare, entbundene Gleichgewichtssystem sein, denn jedes Ungleichgewicht im Körper bringt ein neues Problem.

Eine Pflege des Körpers bedeutet deshalb, die Balance zwischen Schädigung und weiterentwickelnden Maßnahmen des Körpers so gut wie möglich hinzubekommen. Wenn diese Balance nicht stimmt, und das nicht hinbekommen, altert der Körper. Damit gibt uns der Körper seinen zweiten Grundsatz.

9. Sinneswahrnehmungen

Neunter  Grundsatz des Körpers: die Wahrnehmungen lassen die Emotion des Körpers entstehen – und die Emotion bestimmt die Körperhaltung.

Drei Wahrnehmungen erzeugen die Emotion des Körpers. Die erste Wahrnehmung betrifft die Umwelt (wenn die Sonne scheint, geht es uns automatisch besser). Die zweite Wahrnehmung betrifft die Lebewesen um uns herum (ein Mensch den wir mögen, bringt die Schmetterlinge zum Fliegen – einer den wir nicht „riechen“ kann uns den ganzen Tag verderben) und die körperliche Eigenwahrnehmung (wenn wir Freude an unseren Bewegungen haben können wir durch den Tag tanzen – wenn wir uns träge und unbeweglich fühlen sind wir buchstäblich „niedergeschlagen“) Die entstehende Emotion aus den drei Wahrnehmungen bestimmt die Körperhaltung.

Genauso spannend ist die Tatsache, dass es auch in umgekehrter Reihenfolge „wirkt“, wie man in vielen Studien festgestellt hat. Auch die Körperhaltung bestimmt die Emotionen und damit auch die Wahrnehmungen. Wenn die Körperhaltung z.B. gekrümmt ist, ist die richtige Körperposition verändert, es kann nicht der geeignete Atemrhythmus gefunden werden und es werden nur ganz bestimmte Muskeln bewegt. In dieser Körperhaltung ist die Emotion „gebunden“ und verändert damit die Wahrnehmungen. Die Umwelt wird in einem „Tunnelblick“ wahrgenommen.

Die motorischen Abläufe im Körper haben also einen Einfluss auf unsere Einstellung zu der Welt und zu anderen Lebewesen (auch ein Grund warum wir das beliebte Vorwärts-Abwärts die Vorwärtskrümmung des Pferdekörpers überdenken sollten.

10. Anpassungsfähigkeit

Zehnter Grundsatz des Körpers: die Umwelt bestimmt die Bewegungen des Körpers, nicht die Muskeln

Bewegungserfahrungen können also auch äußerst negativ wirken, wenn Bewegungen seinen Körper hindern, einseitig, einschichtig oder unvollständig sind. Das größte Problem sind Spannungen im Körper. Wer körperlich entspannt (ohne Spannung), im Sinne von durchlässig ist, dem fällt es schwer bzw. dem ist es fast unmöglich gestresst zu sein, oder Angst zu empfinden. Eine „gehaltene“ gespannte Körperhaltung dagegen verunmöglicht die passenden Bewegungen für den Körper. Die entstehenden Folgen und Reaktionen schließen die Chance zu neuen positiven Erfahrungen aus.

Das ist die enge Zusammenarbeit zwischen Emotionen und Körperbewegungen. Die einfachsten Körperbewegungen geben uns einen Eindruck darüber wie der Körper „tickt“. Und welchen Einfluss vergleichsweise banale Körperbewegungen haben können, wenn sie der ursprünglichen „Einstellung“ des Körpers zuwiderlaufen. Zum Beispiel ist das Kopfnicken unvereinbar mit ablehnenden Gedanken – während das Kopfschütteln, das horizontale Hin-und-her-Bewegen des Kopfes, zustimmende Gedanken verhindern (das lädt einen geradezu ein, sich über das horizontale „Stellen“ des Pferdekopfes Gedanken zu machen und die einladende Auf-und-ab-Bewegung beim biomotorischen Beckenöffnen)

11. Interaktion und Kommunikation

Elfter Grundsatz: Mensch und Pferd als „Gruppenwesen“ lernen mit ihrem Körper durch Interaktion und Kommunikation

12. Biomotorik

Bewegung ist damit eindeutig er Weg zum körperlichen Lernen. Und die Biomotorik das Tor dazu. Der Kopf ist mit dem Körper nicht einfach nur mit dem Hals verbunden, sondern Gehirn und Körper bilden eine untrennbare Einheit. Informationen und Signale, die vom Gehirn erzeugt werden, gelangen über Nervensysteme in den Körper und lösen dort Reaktionen zur Bewegung aus, andererseits gehen auch von den Prozessen die im Körper ablaufen und von den Veränderungen des Körperzustandes Signale aus, die das Gehirn erreichen und seine Arbeitsweise entscheidend verändern und beeinflussen was im Gehirn passiert.

Denn es könnte sein, dass unsere Bewegungseinschränkungen, unsere Themen und Baustellen, unser Leiden und viele von unseren Schmerzen nichts anderes bedeutet, als dass wir nicht mehr in der Lage sind, zu spüren, wie unser derzeitiger Zustand von unserem biologischen Zustand abweicht. Vielleicht bekommen wir dann eine Ahnung davon, wie tief unsere Bewegungen in unserem Körper und unser Gehirn verankert sind.

Da Änderungen immer möglich sind, müssen wir den Körper wiederentdecken. Vor allem wenn der Körper dem Gehirn Spannungen, Einseitigkeit oder Einschränkung signalisiert. Dabei müssen wir die biologischen Regeln des Körpers respektieren. Sonst implodiert das System. Über das Verändern der alten Signalmuster des Nervensystems, von den Meldungen von den Propriozeptoren, die Rückmeldung geben über Gelenkstellung und Körperposition, von der Funktion der Organe, von den Rezeptoren der Muskeln und der Veränderten Wahrnehmung der Sinnesorgane, verändern sich Bewegungen und Spannungsmuster, der Gelenke und Wirbel.

Automatisch ändern sich Emotion und Gefühle. Mit den veränderten Gefühlen verändert sich auch das Denken. Und damit auch die Erinnerung an das Alte und die Wahrnehmungsfähigkeit für das Neue. Der Körper ist also der Ausgangspunkt und das Empfangsorgan für solche elementaren Erfahrungen. Die Körperverbindungen organisieren sich um. Es werden neue Körperkontakte geknüpft und alte nicht mehr benutzte Verbindungen aufgelöst.

Flexibilität und Bewegungsfähigkeit

Was bringt es uns – was bringt es dem Pferd bewegungsfähig und flexibel zu sein? Bei einem starken Sturm zum Beispiel fallen die starren Bäume als Erstes um. Andere Pflanzen hingegen wiegen sich mit heftigem Wind im Takt und überleben, weil sie biegsam sind. Denn die Flexibilität ermöglicht es uns, uns besser den Herausforderungen des Lebens anzupassen und auch aus schwierigen Situationen gestärkt hervorzugehen.

Flexibilität statt Starrheit

Früher war ein gelenkiger Körper ein Synonym für Jugend, ein steifer Körper im Gegensatz dazu ein Zeichen des Alterns. Heute haben sich die Merkmale verschoben – die Jugend hat nicht mehr die unbegrenzten Möglichkeiten den Körper in unendlich vielen Bewegungssituationen auszuprobieren, während das „Alter“ immer mehr körperbewusst. Vielleicht auch weil die schmerzhaften Signale der Nicht-Bewegungsfähigkeit immer lauter werden.

Bewegungsvielfalt beim Pferd

Ein Pferd das körperlich bewegungsfähig ist, ist offen für neue Lernerfahrungen. Flexibilität und Bewegungsfähigkeit ermöglicht auch dem Pferd den Blickwinkel des Menschen nachzuvollziehen und in seine Bewegungen zu integrieren. Im Gegenteil, Bewegungsfähigkeit hilft dem Pferd, sich auf die Denkweise des Menschen und seine Wünsche  einzulassen z.B. geritten zu werden, und die Möglichkeiten dabei, zu erkennen, die das Pferd im gemeinsamen Körperaustausch findet.

Möglichkeiten seines Körpers, die es allein nie gefunden hätte – mit nur einer eingeschränkten Sichtweise. Es hätte vielleicht versucht sich so gut wie möglich an seine Umgebung angepasst, an einen harten Boden, an einen weichen – an das einseitige Futter vielleicht oder die wenige Bewegung. Und sich damit für viele Bewegungsmöglichkeiten zu blockieren, einseitig und starr und Unbeweglich werden, die erst mit einem großen Mangel an Bewegungsmöglichkeiten entstehen.

Bewegungsfähigkeit kann man erlernen – Bewegungen nicht

Neurowissenschaftler konnten nachweisen, dass die Bewegungsfähigkeit des Körpers einen großen Einfluss auf das Gehirn hat und damit viele sensorische Impulse bekommt sich zu verdrahten und weiterzuentwickeln. Es ist die Fähigkeit des Gehirns, sich durch das Erlernen neuer Tätigkeiten weiter zu entwickeln. Genau dass machen wir uns im „biomotorischen Training“ zunutze, mit dem Wissen, einerseits die körperliche Weiterentwicklung voranzutreiben und anderseits das Gehirn des Pferdes zu größerer Plastizität zu „verhelfen“.

Denn daraus entsteht die Körperplastizität des Pferdekörpers – das nie endgültig erreichte Ziel der Biomotorik – der aufgerichtete Pferdekörper in bester Ordnung und seine Fähigkeit,