Das Sinn-lose Pferd…

…und seine Bewegungseinschränkungen

Die Pferdewelt steht an einem Kipp-Punkt – und der Mensch spürt es. Nur ganz „eingefleischte“ gehen noch den Weg der vergangenen Jahrhunderte, in denen das Pferd „dienen“ und dem Menschen untertan sein musste.

Das Sinn-lose Pferd ist von seinen Sinnen abgetrennt. Das geht ganz schnell – leider. Denn „äußere“ Informationen, Anweisungen oder Druck überlagern die hochkomplexen Sinneswahrnehmung. Der körperliche Abbau ist die Folgt

Einerseits geht es dem Pferd so gut wie nie. Das Leben des Pferdes ist vergleichsweise sicher und komfortabel. Pferde kennen keinen Hunger mehr, werden vor Regen und Kälte mit Decken geschützt und die Nahrung ist oftmals ausgewogener als die des Menschen. Aber die Folgeerscheinungen zeigen, das das Gegenteil der Fall ist: der Alltag des Pferdes ist so komfortabel und schonend, (aus der Schonung entsteht auch eine Überbelastung) dass er das Pferd krank macht. Die undvermeidliche Folge: Zivilisationskrankheiten – denn weder der Körper, noch der Geist des Pferdes ist für seine bewegungslose Bequemlichkeit gemacht.

Evolutionshistorisch betrachtet ist das Pferd von den unterschiedlichsten Lebensräumen, für die es eine faszinierende Anpassungsfähigkeit entwickelt hat, direkt in eine 9 qm große vergitterte Box marschiert. Aber jedes Pferd schleppt eben auch seine Jahrtausende alte Entwicklungsgeschichte mit sich herum. In und mit dem engsten Austausch der Natur hat sich der Pferdekörper, seine Sinne und sein Geist entwickelt. Genau dort sind die Sinneswahrnehmungen des Pferdes entstanden, mit denen es bis heute seine Bewegungen steuert – und deren Verwendung es trotz allem Komfort nicht loswerden kann.

Wer einmal einen mehr oder weniger  freilebenden Hengst beobachtet hat (z.B. die Junghengste-Herde in Piber oder in Ungarn) bekommt zumindest eine vage Vorstellung davon, mit wie unglaublich vielen Sinnen ein Pferd seine Umwelt wahrnimmt. Ganz selbstverständlich riechen, sehen, hören und ertasten, erspüren und erfühlen sie, was die Umgebung zu erzählen hat. Die Frage zum Beispiel, woher die ganze Herde weiß, dass sie alle im selben Moment losgaloppieren sollen, ist kaum zu beantworten. Sie tun es, weil sie spüren, dass es genau jetzt sein soll.

Gegen das Pferd – Wer festhält, spürt nur noch sich selbst, und verliert den anderen…

Der heutige Geist der immer noch praktizierten Reittheorien widerspricht komplett dem, was der Körper des Pferdes braucht, um sich weiterzuentwickeln und zu entfalten. Der Körper braucht die Vielfalt seiner Bewegungen, er braucht seine Beweglichkeit um in jeder Minute, in jeder Sekunde „bereit“ sein zu können und sich auf eine andere Bewegung einstellen zu können. Wenn er dagegen vom Reiter oder „Hilfsmaßnahmen“ in Starrheit gehalten wird, so tut dass erstmal weh – so wie es eben weh tut, wenn man sich mit steifer und festgehaltener Wirbelkette – mit zusätzlicher Last obendrauf – bewegen soll.

Bewegen – eine Frage der Biomotorik

Der Körper des Pferdes, so wie sie ihn heute sehen, ist das Resultat davon, wie der Pferdekörper in der Vergangenheit benutzt wurde. Vom Menschen und vom Pferd selber, weil die Umgebung einschränkt. Falls sie sich ein Pferd zulegen möchten, ist es also gut, zu wissen welche sichtbaren Bewegungseinschränkungen das Pferd zeigt. Falls sie bereits ein Pferd besitzen, ist es vielleicht ganz interessant, um zukünftige Tierarztrechnungen zu minimieren, die schmerzhaften Vorgänge im Körper des Pferdes zu kennen.

Schmerzhafte Vorgänge

Denn das Pferd muss den Preis für die schnellen Um- und Verformungsprozesse zahlen, auf die sich der Pferdekörper einstellen muss. Und den Preis zahlt es mit Einseitigkeit, festgehaltenen Rippen, Atemnot, schmerzhaften Becken-Lenden-Übergängen, Ausweichsmuskulaturen, Trachtenabnutzung der Hufe (kein Abrollen möglich), Genickverspannungen, Kiefergelenksabnutzung (wenn das Pferd viel „gähnt“)und so weiter – und so weiter…

So gesehen ist es doch erstaunlich, dass anscheinend niemand zu wissen scheint, wie sich das Pferd richtig bewegen soll. Sowohl der zerstörerische „Eidechsengang“ noch die eingebundene Schulter – die bei jeder Bewegung die Rippen komprimiert, sind jedenfalls kein Alarmzeichen. Noch viel erstaunlicher ist es allerdings, dass sich weder Tierärzte, noch Hufschmiede oder Therapeuten viel Gedanken über eine gesunderhaltende Bewegung des Pferdes machen.

Am allererstaunlichsten ist es aber doch, das Pferd am Rücken, an der Schulter, am Genick, am Iliosakralgelenk oder den Hufen „behandeln“ zu wollen, ohne dabei seine Bewegung und Bewegungsfähigkeit zu verändern und das Pferd aus seiner immer wieder von neuem einschränkenden Körperhaltung herauszuholen! Und ohne die Wahl des „Sitzmöbels“ (Sattel!) auf dem Pferderücken gleich mit zu korrigieren.

Bewegungseinschränkungen

Und bei dieser Gelegenheit noch ein Wort zu den Bewegungseinschränkungen des Pferdes: Bewegungseinschränkungen des Pferdes sind ein Zeichen dafür, dass etwas falsch im Körper des Pferdes läuft oder dass der Mensch etwas falsch macht. Und das man das Pferd KEINESFALLS weiter mit zusätzlichem Gewicht belasten darf.

Bewegungseinschränkungen bedeuten für das Pferd:

  • Falsche Funktionen und Strukturen des Bewegungsapparates und Bewegungssystems
  • Fehlgeleitete Bewegungsabläufe
  • Keine Selbstregulation, Selbstaufrichtung und Selbstkontrolle
  • Die Bewegungseinschränkungen erklären Zusammenspiel von Knochen, Gelenken und Weichteilen  ( Muskeln, Bänder, Sehnen) und nicht umgekehrt
  • Lösung von Störungen durch Entspannung oder Dehnung ohne Gelenke und Wirbel mit einzubeziehen
  • Belastungen werden auf andere Gelenke und Weichteile verteilt (Ausweichstrukturen)
  • Erzeugter belastender Schwung durch schnelle Bewegungen anstatt federn in den Gelenken
  • Da sich die Bewegungseinschränkungen auf das Zusammenspiel von Skelett und Weichteilen konzentrieren, ist die Interaktion mit dem Menschen untergeordnet: der Mensch kann seine Handlungen leicht durch Technik ersetzen.

Wiederkehrender Schmerz, Genickverspannungen, Rückenschmerzen, organische Beschwerden, Hufprobleme oder ein festgehaltenes Becken sind ein Zeichen dafür, dass der Mensch etwas wiederholt oder dauerhaft falsch macht, und die Bewegungseinschränkungen nicht behoben hat. Der Körper des Pferdes sendet ihnen also immer wieder ein Signal und hofft, dass der Mensch ihn irgendwann versteht, aber der Mensch macht in derselben schädigenden Weise weiter….

Sie können sich jetzt entscheiden: entweder der Körper des Pferdes gibt nach, (durchaus gewünscht in manchen Reitweisen) oder „sie geben nach“ – und ändern ihre Handlungen.

Jedenfalls ist es keine dauerhafte Lösung die Bewegungseinschränkung oder sogar schon den Schmerz zu umgehen – mit einem anderen Sattel, einer anderen Gebiss- oder Gebisslos Form, einem anderen Hufschmid, einem anderen Therapeuten oder einem anderen Reitlehrer. Das ist ein bisschen so, als wenn sie in ihrem Auto die Ölwarnlampe abschalten, dann werden sie eben nicht mehr gewarnt, bevor der Motor nicht völlig ruiniert ist.

Wenn sie nun gerne wissen möchten, wie sich ein Pferd richtig bewegt, dann können sie sich das bei Fohlen anschauen, jedenfalls so lange bis es in den Kontakt mit dem Menschen kommt. Oder sie gehen einfach mal ein bisschen weiter auf dieser Webseite….

Fohlen und erwachsene Pferde tun nämlich beim Bewegen etwas Grundverschiedenes. Fohlen balancieren mit ihrem Becken den aufgerichteten Kopf, Hals und Schultern aus. Das Erwachsene Pferd balanciert mit Kopf, Hals und Schultern das festgehaltene Becken aus. Während das erste Bewegungsfähigkeit im ganzen Körper erzeugt, fabriziert das andere, Starrheit im ganzen Körper. Deshalb sinken Pferde immer weiter in sich zusammen (außer der Mensch holt sie mechanisch hoch)oder fallen nach vorne über – der Schwerkraft entgegen (Unverständlicherweise wird eine falsche Körperhaltung noch von vielen provoziert und trainiert???)

Das gilt übrigens auch für hochtrainierte Turnierpferde. Schauen Sie sich doch einfach mal ihren Körper in der Box an (ohne Sattel). Die stehen da genauso kraftlos und zusammengesunken in ihrem Widerrist wie das Freizeitpferd um die Ecke. Auch daran sieht man schön (nein, das ist nicht schön)das Körperplastizität nichts mit Kraftmuskeln, Formung oder Dehnung zu tun hat, sondern über die eigenen sensorischen Bewegungsimpulse gemacht wird. Genaueres dazu finden Sie überall auf der Webseite.

Übrigens: auch das Fohlen kann diese gesunderhaltende Bewegungsfähigkeit seines Körpers nur erhalten, wenn es fortlaufend Anreize seiner Sinneswahrnehmungen bekommt, damit die sensorischen Bewegungsimpulse die mitgebrachte „Erstausstattung“ beibehalten kann. Boxenpflicht oder Führanlage sind für Pferde jeden Alters deshalb kontraproduktiv!!!! Ich informiere Sie gerne.