Pferde können/könnten problemlos Gewicht und deshalb auch einen Reiter mit Sattel auf ihrem Rücken tragen – nur brauchen sie eben die entsprechende Trage- und Aufrichtemuskulatur ihres Körpers dazu. Die „biomotorische Vorbereitung“ und der anschließende biologische Körperaufbau umfasst deshalb vor allem die organischen Funktionalitäten, die so im Körper ausgeprägt und in die eigenen Bewegungen integriert sein müssen, dass sie auch unter Last funktionieren können. Und eben auch in Bewegungen, die das Pferd nicht nur von sich aus macht.
Solange sich diese funktionellen und organischen Fertigkeiten des Pferdes nicht wirklich sehr deutlich im Körper des Pferdes manifestiert haben – was nichts anderes bedeutet, als dass das Pferdekörper sie unbewusst auch selbst situationsbedingt abrufen kann, sind die biologischen Körperlichkeiten noch nicht ausgeprägt. Dann ist JEDES Hilfsmittel des Menschen eine Schädigung und ein Eingriff in das Körpersystem des Pferdes. Das müssen wir uns bewusst machen – denn daran gibt es nichts zu rütteln. Und da wird nicht über gut oder schlecht diskutiert – nicht über gutes oder schlechtes Reiten, sondern es geht um DIE KÖRPERLICHE SCHÄDIGUNG DES PFERDEKÖRPERS – JA ODER NEIN.
Jetzt könnte ja der Einwurf kommen (diese ABER-Argumente werden immer sehr schnell vorgebracht, vielleicht um sich selber zu beruhigen) dass man das doch immer so gemacht hat, das Reitthesen es doch so verlangen, dass es bei dem prominenten Reiter XY doch so toll aussieht, und dass das eigene Pferd doch trotz vieler Baustellen glücklich ist und es doch selbst diese Bewegungen anbietet…
Vielleicht merken Sie beim Lesen selber, auf welch wackligen Füßen diese Argumentation steht. Letztendlich deshalb, weil sich das Pferd mit seiner genialen Anpassungsfähigkeit wirklich an fast alles anpassen kann – die Frage ist eben nur, wie lange das gutgeht und wieviel Lebensqualität das Pferd bei den teilweise extrem einschränkenden, geforderten Bewegungsleistungen hat, wie viele Therapien das Pferd braucht, um mit seinem Körper klar zu kommen (und ohne jemals kennen gelernt zu haben, wie viel Fähigkeiten und Potenzial in sich steckt – ganz einfach, weil die vor lauter Problembehebungen gar nicht gefördert werden und so nie ans Tageslicht kommen können).
Die erste Entwicklungsphase räumt auf und bringt das Chaos im Pferdekörper zur Ruhe
Die Problemzonen im Pferdekörper:
„Problemzonen“ die im ganzen Körper ausstrahlen, entstehen, wenn der Pferdekörper daran gehindert wird, seine „biologische Reihenfolge“ bei Bewegungsausführungen einzuhalten – nur um das richtig zu verstehen: man muss da über die alltäglichen Bewegungen des Pferdes sprechen. Also die, die das Pferd 168 Stunden in der Woche ausführt. Die müssen für den Pferdekörper passen, damit es dann die fremd erzeugten Bewegungen ohne Schädigung ausführen kann.
- Nasen/Zwerchfellatmung
- Kiefer- und Zungenmechanismus
- Kiefergelenke
- Genick (der Übergang zwischen Schädelbasis zu den ersten Kopfgelenken)
- Halswirbelkette
- Brustwirbelkette
- Lendenwirbelkette (vor allem der Übergang zum Becken)
- Halsstrukturen (das sind 4 Schichten, die entscheidend sind wie das Pferd seinen Kopf tragen kann – Kopfkontrolle)
- Rippenverfügbarkeit
- Die Einsatzfähigkeit der „großen Gelenke“ (Schultergelenk und Hüftgelenk)
- Funktionalität des Ellbogengelenks (zusammen mit der Einsatzfähigkeit der „großen Gelenke“ entscheidend für die Belastung/Überbelastung der „kleinen Gelenke“
- Funktionalität des Kniegelenks (zusammen mit der Einsatzfähigkeit der „großen Gelenke“ entscheidend für die Belastung/Überbelastung der „kleinen Gelenke“
- Ansprache des Organismus (Durchlässigkeit)
- Körpermechanik (entscheidend für den Atemfluss)
Lernen durch Bewegung
SEINE Bewegungen zu erlernen und der Umgang mit dem Menschen lassen sich für das Pferd nicht voneinander trennen. Im Gegenteil die Bewegung des Pferdes IST sein Lernen – denn das Pferd lernt Bewegungen AUSSCHLIESSLICH durch die Interaktion mit der umgebenden Umwelt (in unserer Obhut sind eben wir das)
In der „ersten biologischen Entwicklungsphase“ geht es deshalb nicht um eine Programmierung von neuen Bewegungen, sondern darum das sich das Pferd selbst wahrnehmen kann, damit es ein eigenes Körpergefühl – und daraus folgend ein Körpersicherheit entwickelt, die dann weiter auf- und ausgebaut werden kann. Das Pferd lernt in der „ersten Entwicklungsphase“ vor allem mit seinem Körper und mit seinem Atem umzugehen. Und zwar in allen möglichen Situationen und unter allen möglichen Bedingungen.
Natürlich muss man immer zuerst ganz klein anfangen. Jeder Druck, jede Erwartung, jede Bewegungsübernahme vom Menschen würde in der ersten Stufe dazu führen, dass das Pferd seinen Atem anhält (das kennen wir von uns). Wäre also für die weitere Bewegungsentwicklung kontraproduktiv und sogar entgegenarbeitend.
Ihre Reflexion am Pferd
Auch für Sie ist die (dynamische) Langsamkeit der „biomotorischen Übungen“ zur Entwicklung der Pferdebewegungen, eine sehr gute Möglichkeit, ihre Handlings am Pferd – und ihren Umgang zum Pferd zu reflektieren und gegebenenfalls zu verändern – wenn Sie dies möchten. Mit den „biomotorischen Entwicklungsphasen“ begleiten Sie das Pferd in seinen ursprünglichen Bewegungen und in seiner angelegten Körpermechanik. Die meisten lernen ihr Pferd dabei auf eine ganz neue unbekannte Weise kennen. Denn jedes Pferd hat seine individuelle Art und Weise, Fähigkeiten zu lernen und auszubauen – die es nun zeigen kann. Was das für die Psyche des Pferdes bedeutet – muss ich – glaube ich – nicht extra betonen.
Spielerisch durch die Entwicklungsphasen
Das spielerische Bewegungserlernen begleitet Sie bis in die kadenzierten Bewegungen des Pferdes und in die allerhöchsten komplexen Bewegungsfolgen. Je spielerischer Sie sind, desto mehr und freudiger wird ihnen ihr Pferd „alles was es kann anbieten“. Und ich werde nicht müde zu betonen: das was es nicht anbietet, das kann es nicht. Diese Bewegungen können wir also auch nicht einfordern, sondern müssen den „Umweg“ über die körperliche Bewegungsentwicklung gehen, die dann aber dafür direkt zum großen Zwischenziel – den kadenzierten Bewegungen des Pferdes führt.
Achte auf eine geregelte Nasen/Zwerchfellatmung, denn sonst kommt nichts von deiner Fütterung IM Pferdeorganismus an.. (oder nur ganz wenig). Das Pferd wird zwar dicker und entwickelt vielleicht Muskeln – aber der Organismus hat sich nicht verbessert.