In keinem anderen Moment bekommen wir eine tiefere Einsicht über den Bewegungsmechanismus und das reibungsfreie Funktionieren des Bewegungsapparates des Pferdes, wie in der gerittenen Beziehung zwischen Pferd und Reiter. Reitmeister die ihren Pferden die spielerische Absichtslosigkeit des Reitens vermitteln konnten und dadurch mit dem Pferd in einer Bewegung verschmolzen sind, haben ihren Ruhm bis in unsere heutige Zeit getragen.
Das Reiten kann ein faszinierender Austausch zwischen zwei Körpern und zwei Seelen sein.
Sie haben auf meiner Webseite bestimmt meine Begeisterung über ein „Reiten in Leichtigkeit“ bemerkt und sich vielleicht davon anstecken lassen. Es ist ein Reiten, bei dem sich DER MENSCH – mit all seinen Fähigkeiten an das Pferd und an die Bewegungen des Pferdes anpasst– nicht umgekehrt. Während der Mensch das Pferd mit seinem Körper begleitet, zeigt das Pferd im spielerischen und absichtslos anmutenden Miteinander alle Möglichkeiten seines Körpers.
Ein Pferd zeigt immer das was es kann – was es nicht zeigt, kann es (noch) nicht…
Im Laufe der gemeinsamen Reitentwicklung – und mit zunehmenden Informationen verfeinern dann Pferd und Reiter die Facetten und Variationen ihrer gemeinsamen Bewegungen – und zwar verblüffend schnell. Ganz automatisch entsteht dabei das beiderseitige Gefühl der Sicherheit!
Es sind die kleinen Bewegungen – die feinen Details der Körper – die dem Reiten die entscheidende Richtung geben – denn der gemeinsame Körperaustausch setzt sich aus wechselseitigen Signalen, aus den Bewegungserfahrungen des Pferdes und den Bewegungen des Menschen zusammen.
Der Körper des Pferdes wird dabei zur eindrucksvollen, ausdrucksstarken Bühne für die Fähigkeiten und Fertigkeiten von Pferd und Mensch – bei denen wiederum der Reiter lernt, sich immer feiner mit dem Bewegungsverhalten des Wesens Pferd auseinanderzusetzen und an seine wunderbaren Bewegungsfähigkeiten die dabei mit dem Körper des Menschen geradezu zu verschmelzen.
Leichtes Reiten oder Schweres Reiten?
Als ich Reiter und ihre Pferde in ihren Verhaltensweisen und Bewegungen beobachtet habe, sind mir zwei übergeordnete Zustände aufgefallen – man konnte bei den einen ein Zustand der Leichtigkeit und bei den anderen einen Zustand der Schwere sehen. Im „Reiten in Leichtigkeit“ fühlen sich Pferd und Reiter sichtlich sicher und zufrieden. Niemand muss ihnen sagen, was sie tun sollen, weil alles im gemeinsamen Bewegungsfluss ist. Bewegungen und Lektionen entstehen fast wie von selbst. Der Reiter macht einfach, ohne lange darüber nachzudenken und das Pferd macht begeistert mit…
Der andere (leider überwiegende) Zustand, der Pferd und Mensch das Reiten zur Hölle machen kann, ist das „Reiten in Schwere“ der alle Formen von missglückten Bewegungen beinhaltet: Unsicherheit, Gelenkschwere, Angst, Überforderung, Stress, Depression, Langeweile und so weiter…
Ist das Reiten wirklich „schwer“?
Früher habe ich gedacht: natürlich bin ich beim Reiten überfordert, gestresst oder auch ängstlich. Das ist eben so, bis man es gelernt hat. So ist Reiten eben. Es kann gar nicht anders sein, es dauert ja anscheinend mehrere Reiterleben, bis man es kann – sagt man!
Ja, ein Reiten, in dem man versucht dem Pferd etwas beizubringen, dauert wohl so lange…
Mittlerweile denke ich völlig anders
Denn ein Reiten, bei dem man sich mit dem Pferd über den Körper und seine Bewegungen austauscht – funktioniert sofort. Pferd und Reiter stimmen sich ab und grenzen sich ab – und bewegen sich mit viel Freude und Neugierde an neuen Bewegungen – ganz ohne sich zu verbiegen.
Wenn Sie mich fragen, was bei einem „Reiten in der Schwere“ schief läuft, würde ich sagen, dass auch das eine „Eigenschaft“ von uns Menschen ist, die bei einem „Reiten in Schwere“ besonders gepflegt wird: wir überlegen, wie das Pferd auf uns reagiert, und was wir tun müssen, damit es anders reagiert. Diese Aktion – Reaktion, die wir beim Pferd suchen und von uns einfordern, steht in einem krassen Widerspruch zur Leichtigkeit des Körperaustausches. Die spielerische Absichtslosigkeit, der schwerelose Körperaustausch, den Kinder manchmal noch zeigen, kommt uns dabei abhanden.
Dabei ist der gemeinsame Körperaustausch und die Interaktion die älteste Form, um ein Pferd zu reiten. Wir bewundern heute noch Naturvölker, die so mit ihrem Pferd gleichsam zusammenwachsen. Seit die Evolution das Pferd – durch seine feinen Sinneswahrnehmungen und die oft kompromisslose Bereitschaft des Pferdes sich an den Menschen anzupassen – zu unserem besten Freund (und UNS dadurch manchmal zum besten Feind des Pferdes) gemacht hat, strebt der Mensch nach einem austauschenden Miteinander mit dem Pferd.
Das dieser Entwicklungsprozess so verlaufen konnte liegt vor allem am Pferd. Das Pferd ist nämlich vor allem eines: sozial. In tausenden von Jahren hat es das Wir über das Ich gestellt und damit den Körperaustausch und die Interaktion möglich gemacht.
Wie wir es drehen und wenden – wir landen immer bei der Austauschfähigkeit des Reiters.
In Anbetracht unserer oft fragwürdigen Bewegungen in fast allen Lebenslagen, wäre es vielleicht eine ernsthafte Überlegung wert, dass wir uns zuerst mit einfachen Austausch- und Bewegungsfähigkeiten unseres Körpers beschäftigen, statt mit den wirklich schwierigen und komplexen reiterlichen Bewegungsabläufen (Ich hoffe, Ihnen ist die vorsichtige Art meiner Formulierung aufgefallen)
Sollte das tatsächlich alles sein? Sollte der Mensch die Lösung aller reiterlichen Probleme sein?
Der Begriff, des „Reitens in Leichtigkeit“ schließt die Körperlichkeit des Menschen im hohen Maße mit ein. Um ein „Reiten in Leichtigkeit“ zu erreichen, darf sich das reiterliche Unvermögen nicht hinter den Stärken des Pferdes verstecken, sondern der Mensch sollte die natürliche Unsicherheit des Pferdes durch besondere Feinfühligkeit, Bewegungsfähigkeit und absichtslose Absicht (die Absicht darf beim Pferd nicht ankommen) ausgleichen können.
Sobald Sie sich von ihren „schweren Bewegungen“ trennen, sind sie freier in den Bewegungsabläufen. Und zwar sofort – nicht erst in einem anderen Reiterleben… Sie müssen dazu neue „leichte“ Bewegungsroutinen in ihrem Körper etablieren. Dazu habe ich die Reiterschulungen, die Placements (das sind „Übungen“, die ihre Bewegungen von ihrer Schwere befreien) und so weiter – entwickelt.
Der „Körperaustausch“ mit ihrem Pferd wird dann dafür sorgen, dass ihre „leichten Bewegungen noch beständiger in ihrem Körper verankert werden und Sie sich – und ihr Pferd – gemeinsam immer „verbundener“ fühlen. Ändern Sie ihre Bewegungen – dann ändert sich auch ihr Reiten…
So funktioniert nun mal Entwicklung – alles andere zieht nur ihre Kraft und bringt rein gar nichts.
Ihr Körper will selbst drauf kommen!
Trotz aller Begeisterung über diese Form des Reitens sehe ich meine Aufgabe nicht darin, Sie zu einem anderen Reiten zu überreden. Wenn es Ihnen allerdings selber nicht mehr gefällt, wie sie reiten – dann kann ich Ihnen zeigen, wie Sie mit ihrem Körper das Gefühl der allergrößten Selbstverständlichkeit hinbekommen und sich selbst – und ihrem Pferd damit einen Gefallen tun.
Und das nicht, weil ich reiterlich so gut bin oder war und es Ihnen „ZEIGEN“ kann, sondern weil Sie die „leichten“ Bewegungen längst in sich tragen und ich mich einfach viele, viele Jahre damit beschäftigt habe, wie Interaktion und Körperaustausch mit dem Pferd gehen und – weil ich lange daran gebastelt habe, wie man Pferd und Reiter dazu bringt, Leichtigkeit in ihr bisheriges Reiten zu bringen.
Der erste Schritt zu einem „Reiten in Leichtigkeit“ ist die Bereitschaft des Menschen, ein „tiefes Verständnis“ dafür zu entwickeln, was WIR DEN PFERD BIETEN MÜSSEN, damit seine natürliche und spielerische Freude an der Bewegung zum Ausdruck kommt. Die „Schönschrift“ der wechselseitigen Bewegungen, die dann „einfach entstehen“, sozusagen „sein dürfen“, kommen eben erst dann zutage, wenn zuvor den Körpersystemen von Pferd und Mensch jede belastende Schwere genommen wurde.
Das ist doch ein einfaches Reiten, oder?
Die praktischen Schritte wie Leichtigkeit entsteht: der erste Schritt ist die „Schulung des Reiters“
Die Übersicht über die nächsten Reiterschulungen:
21. 10. – 22. 10. 23 Reiterschulung in Salzburg
04. 11. – 05. 11. 23 Reiterschulung in Maulbronn
11. 11. – 12. 11. 23 Reiterschulung bei Köln
25. 11. – 26. 11. 23 Reiterschulung zwischen Hannover und Bremen
09. Dezember Sonderseminar „Handgespräche“ bei Graz (St. Peter)
13. 01. – 14. 01. 24 Reiterschulung in Kiel
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