Die biomotorischen Übungen für das Pferd – können wir dieselbe Wirkung auch anders erreichen?
Während der Entwicklung der „biomotorischen Übungen“, (die über viele Jahre ging) stellte ich mir immer wieder eine Frage: „kann man dieselbe Wirkung auch anders erreichen?“ Sind die traditionellen Methoden tatsächlich der Weisheit letzter Schluss, oder gibt es Alternativen, bei denen das Pferd nicht nur eine auf das Reiten ausgerichtete Ausbildung durchläuft? Wie erreicht man einen eigenregulierten Atemfluss oder entsteht eine, von Sauerstoff gesättigte, tragfähige Muskulatur? Muss man die vielen Stoffwechselprobleme-, und Erkrankungen wirklich in Kauf nehmen?
Es entwickelte sich eine Art „Rückführung“ in die biologischen, natürlichen Bewegungen des Pferdes – eine körperliche Umstrukturierung, bei man durch die Entkrampfung von Kiefer, Zunge und Genick zu einer körperlichen Grundlage kommt, bei der sich das Pferd selbstständig (aber unbedingt mit ihrer Unterstützung) aus seinen Spannungszuständen und Einbindungen lösen kann, um sich dann aus „eigenen Kräften“ wieder „frei“ (zusammen mit der Interaktion des Menschen) zu bewegen.
Die Entkrampfung von Kiefer, Zunge, Genick und Co. wird zu Hauptaufgabe der „biomotorischen Übungen“ die dadurch den Stress beim Pferd runterfahren, Gelenke und Wirbel entlasten. Und da es darum geht, wie das Pferd seine Bewegungen auch weiterhin unverspannt und unverstellt ausführt, reguliert sich die Atmung und der Stoffwechsel auf natürlichem Weg. Das sind nur ein paar der „Wirksamkeiten“, die die „Übungen“ bei ihrem Pferd auslösen können.
Weil die Situation der verstummten, stecken gebliebenen Pferdebewegungen leider das Bild des Pferdes beherrscht (und damit auch das Reiten auf einem verspannten Pferdekörper keinen Bestand hat) ist es umso wichtiger, dass der Nacken des Pferdes eine neue Beweglichkeit in der starren und oft steif gewordenen Muskulatur gewinnt. Es geht hier darum, das Genick des Pferdes durch die „Entkrampfung“ wieder stärker zu durchbluten, damit das Pferd seine fein abgestimmten Bewegungsinformationen in seine Ausdrucksmuskulatur legen kann.
Die angeborenen Reflexe arbeiten bei den „biomotorischen Übungen“ für den Menschen. Sie werden – ganz im Gegensatz zu den „unbewussten Reflexen“ zum besten Freund des Menschen. Warum das so ist? Das Gehirn des Pferdes reagiert (wie wir auch) am besten auf Anreize/Bewegungsanreize – so kann sich der Körper selbst für seine passenden, weil zusammenwirkenden Bewegungen stimulieren.
Der Pferdekörper atmet auf
Die Belohnung kommt übrigens – ebenfalls vom Körper selbst – gleich hintendran. Das Pferd belohnt sich und seine Nervensysteme durch leichtfüßige, harmonische Bewegungen, die „zufällig“ auch die Organe bestens in Gang halten. Die wichtigste Belohnung ist der frei und durchlässig durch den Körper fließende Atem, der dann wiederum die Bewegungen „nährt“ und sie immer weicher und geschmeidiger macht. Noch schöner wird die „Belohnung“ allerdings, wenn das Pferd sie mit seinem Menschen teilen kann. Bewegungsfreude verdoppelt, verdreifacht, vervierfacht…sich.
Man braucht während der „Übungen“ eigentlich nur die Veränderung in der Ausdrucks- und Haltemuskulatur ihres Pferdes beobachten, um über die Vorgänge IM KÖRPER Bescheid zu wissen, mit der das Pferd neue Beweglichkeit in der starren und oft steif gewordenen Muskulatur gewinnt. Eigentlich sind die Übungen nach der „Entkrampfung“ spielerische „Grimassen“ des Pferdekörpers, bei dem sich die Muskulatur lockert und „warm“ macht. Und ja, auch Gelenke und Wirbel aus ihrer starren, stabilisierten „Haltung“ herauslässt.
Noch etwas zur Ausdrucksmuskulatur
Die biomotorischen Bewegungsübungen finden hauptsächlich in der Ausdrucksmuskulatur des Pferdes statt, weil sie von der Informationszentrale des Pferdegehirns geleitet wird. Mit seinen Ausdrucksmuskeln bewegt das Pferd so sein ganzes Körpersystem und fördert damit auch gleich seine Durchblutung und Durchlässigkeit. (Man sieht es sogar – denn das Fell des Pferdes beginnt zuerst an den am stärksten durchbluteten Stellen zu glänzen.
Weitergeleitet werden die Informationen, Signale, Impulse und vor allem die Reflexe durch das Nadelöhr des Nackens. Der Nacken befindet sich nicht zufällig dort, wo das Pferd auch seinen Willen (weich gerundeter, erhabener Nacken) oder seinen Unwillen (gespannter, festgehaltener, starrer, steifer Nacken) ausdrückt. Der Selbstausdruck des Pferdes entsteht genau dort, genauso wie er sich auch im Pferdenacken verschließt, verstummt und blockiert wird. (Übrigens auch Atem und Blut).
Der Weg zu neuer Beweglichkeit und zu Bewegungsfähigkeit wird deshalb vor allem um das Maul herum und in seinem Kiefer gebildet. Der gesamte Kopf des Pferdes bekommt in den „biomotorischen Übungen“ eine ganz neue Wichtigkeit und damit auch einen neuen Umgang.
Die entspannende, entkrampfende Wirkung auf Kiefergelenke, Kehlkopf, Zunge, Zungenbein und die gesamte Umgebung, einschließlich Drüsengewebe (Schilddrüse!) sind das eine. Aber die im Kopf hergestellte entspannende Wirkung überzieht den ganzen Körper, und damit auch die Bewegungen, die Belastungssituationen bis jetzt abfangen mussten. Nun werden Gelenke und Wirbel mit einer elastisch stabil gewordenen anpassungsfähigen Muskulatur viel besser und ganz natürlich geschützt.
Der Hals macht das Pferd
Die Halsmuskulatur setzt sich aus vielen Muskeln und aus vier verschiedenen Strukturebenen zusammen, die alle „kreuz und quer“ liegen. (Allein das verbietet eine für längere Zeit eingenommene „Haltung“. Ob oben oder unten ist dabei fast egal!). Viele dieser Muskeln beginnen im Nacken – sind sie aber „oben“ schon verkrampft, blockieren sie den Blutfluss in den Adern, drosseln die Versorgung der Nerven und sind eine der Hauptfaktoren für einen eingeschränkten Atemfluss. Es gibt nicht viele Möglichkeiten, um dem Pferd die Verspannungen im Nacken zu lindern oder gar aufzuheben. Was aber der Mensch nicht schafft, kann der Pferdekörper selbst. Durch die „biomotorischen Übungen“.
Das schönste an den „biomotorischen Übungen“ ist aber wahrscheinlich, dass sie sie selbst praktizieren können. Der Pferdekörper machts uns möglich. Denn die biologischen und natürlichen „biomotorischen Bewegungen“ bestehen ja schon. Sie müssen nur durch Sie wieder gezielt aktiviert und gefördert werden. Da die körperliche Grundlage dazu immer die individuelle „Zusammenstellung“ des Pferdekörpers ist, kann das keiner besser als Sie.
Und da Sie sich mit den „biomotorischen Bewegungen“ in den Bahnen des Pferdes (Atemfluss, Nerven, Blutbahnen) bewegen, brauchen sie keine Vorkenntnisse, keine Ausbildung, kein langes (lebenslanges) Erlernen und auch keine Angst vor „falsch machen“. Alles zu den „biomotorischen Übungen“ notwendige, erfahren Sie auf dieser Webseite von mir. Und vielleicht sind Sie dann so begeistert von der BIOMOTORIK, dass Sie noch mehr wissen wollen, beispielsweise über das Reiten mit der BIOMOTORIK, wie ihr Pferd in seine kadenzierten Gänge kommt, wie sie mit ihrer körperlichen Artikulation die Verbindung zum Pferd verbessern können usw. usw.
Schauen Sie sich den Kopf ihres Pferdes, den Spannungszustand des Kiefers, seinen Nacken den Atemfluss und Stoffwechsel genau an, und entscheiden Sie selbst, ob ihr Pferd die „biomotorischen Übungen“ braucht – oder nicht!
Auf jeden Fall wünsche ich Ihnen und Ihrem Pferd viel Freude mit den Ideen und Anregungen der „biomotorischen Übungen“, durch die ich sie gerne begleite und ich freue mich, wenn sie mit ihrem Pferd aus meinen Informationen, viel für den gemeinsamen Körperprozess ziehen können und vor allem viel gemeinsame Bewegungsfreude daran haben.