Würden Sie sagen, dass sich ihr Pferd ein wenig, ein bisschen oder gar nicht im natürlichen Zusammenwirken seines Körpers bewegt? Wundern Sie sich darüber, dass ihr Pferd nicht durchlässig ist und/oder Muskelerkrankungen hat ? Oder gehören Sie noch zu den Reitern, die ihrem Pferd Reitbewegungen oder andere konditionierende Bewegungen „angewöhnen“ und „trainieren“ müssen?
Die Durchlässigkeit braucht das komplette Zusammenwirken des Pferdekörpers
Falls Sie eine dieser Fragen mit „ja“ beantworten, sollten Sie mal darüber nachdenken, dass antrainierte oder konditionierte Bewegungen aus Sicht des Pferdekörpers nicht als „Bewegungen“ zählen und damit auch keine Durchlässigkeit im Pferdekörper herstellen. Als „nährend“ für die Bewegungsbedürfnisse wird nur das Zusammenwirken des Organismus erkannt, dass eben nur einen einzigen Weg kennt – die Durchlässigkeit aller Körperteile und durch alle Körperteile.
Eine gesunde Entwicklung von Reitbewegungen macht sich im ausgeglichenen Muskeltonus des Pferdes, an federnden, zusammenwirkenden Bewegungen und an dem leichtfüßigen Heranholen seiner Gliedmaßen bemerkbar. Die dann mit der Zentrierung der kleinen Gelenke, in ihrer feinen Koordination, die Kadenz des Pferdes erzeugen – die Schönschrift der Pferdebewegungen.
Auch „Bewegungen“, die ein auseinandergefallener Pferdekörper hervorbringt, werden aus der Sicht des Pferdekörpers nicht als „gesunde Bewegung“ beurteilt. Ebenso wie eine mechanische Betrachtung und Verwendung der Körperteile sehr störanfällig ist, bei der von außen (also von uns) bestimmt wird, wie das Pferd seine einzelnen Teile verwendet, ob es sie anwenden darf, ob einzelne Partien „stillgelegt“ sind oder manipuliert werden.
Mechanische Zügelanzüge kommen niemals über Hals und Rücken bis zur Hinterhand durch
Wie schon in Theorie und Praxis in den „Bewegungslehren“ von hervorragenden Stallmeistern meisterhaft veranschaulicht wurde, kann das alles kaum hervorbringen, was man zu Recht als die körperliche Grundlage der Reiterei betrachtet. Die erste Stufe einer folgerichtigen „Ausbildungsentwicklung“ wird erst erreicht, wenn sich die zwei Beinpaare des Pferdes in einer federnden Vorwärtsbewegung koordinieren können: also wenn das ganze Pferd vom Genick, ja eigentlich vom Maul bis zur Schweifrübe durchlässig und erhaben ist.
So ist die Gleichgewichtsfähigkeit der ersten Ausbildungsstufe erst erreicht, wenn das stabilisierende Übergewicht der Vorhand durch Aufrichtung, Elastizität des Rumpfes und die zentrierende Gelenkigkeit der Beine aufgehoben scheint und die Hinterbeine und das Becken, durch seine Verfügbarkeit, einen Teil der vorderen Last (der Schultern/großen Gelenke) mitübernehmen kann.
Nicht die Überbetonung (oder gar Lastaufnahme) der Hinterhand führt dabei zum gewünschten Effekt, sondern die Leichtigkeit der Schultern und das Aufwölben des Halses (nicht des Rückens).
Das Zusammenwirken des Pferdekörpers ist eine geniale Kettenreaktion, ausgelöst durch eigene Bewegungserfahrungen (es ist eine Ausprägung des Organismus wie schon in der Fohlenzeit). Die Beine des Pferdes sind dabei absolute „Symptomträger“ zeigen uns jedes fehlende Zusammenwirken auf und an welche Muskeln „unbewegt“ oder überlastet sind.
Es ist jetzt bestimmt ein guter Zeitpunkt, nochmal darauf hinzuweisen, dass es nicht die Hinterbeine sind, die unter den Schwerpunkt treten sollen, sondern dass die vorgreifende „Stütze“ der Vorhand und der Schulter in ihrer Leichtigkeit das „Tragen“ (des Halses und des Kopfes) übernimmt. Stimmt diese „Bewegungsverteilung“ nicht – wird sie permanent eingeschränkt, mechanisch überlastet oder bleibt sie im Körper des Pferdes stecken – beginnt der gesamte Bewegungsapparat und der Organismus des Pferdes recht bald an zu kränkeln.
Wie „gesund“ also eine Bewegung tatsächlich ist, ist von der Belastung der Muskeln abhängig – aber auch, wie sehr sie die Muskeln mit den anderen Strukturen des Bewegungsapparates (Sehnen, Bänder und Knochen) miteinander verbinden, ergänzen und austauschen können. Entscheidend für einen zusammenwirkenden Aufbau von Muskulatur ist, dass Stoffwechselprozesse stimuliert werden – aber nicht, dass das Pferd an eine höchstmögliche Belastung, immer hart an der Leistungsgrenze heran getrieben wird (siehe Artikel „Pferdeausbildung) – wie wir gleich sehen werden…
Konzentrische Bewegungen (das Pferd an die Hand reiten) wie sie zum Beispiel beim bewussten Formen und Verformen des Pferdekörpers, beim Abstellen im Genick, beim Verbiegen und Vorkrümmen des Pferdes stattfinden, verkürzen einzelne Muskeln, die dann an den Strukturansätzen zu ziehen beginnen und Wirbel und Gelenke aus ihrer Zentrierung holen.
Exzentrische Bewegungen
Das „Sinkenlassen“ des Pferdekörpers (von der Hand weg reiten): z.B., wenn das Pferd im Genick nachgeben soll, oder durch ein viel zu frühes Gebisslos-Reiten (ohne dass das Pferd seine vernetzende Aufrichtung entwickeln konnte) aber auch (wieder) der nach vorne gekrümmte Hals, der das Gewichtes des Kopfes dann nicht mehr tragen kann, bringt extrem viele Muskeln in eine Dehnung (exzentrische Bewegung). Dabei werden die Muskeln gegen ihren Widerstand gedehnt.
Auf die einzelnen Muskeln wirkt so eine enorme Kraft (vor allem mit der zusätzlichen Last des Reiters). Diese Kombination aus Anspannung, Dehnung und Last belastet die Muskelfasern enorm, die ja – wie das Bindegewebe – schützen, stützen und mechanische Belastungen „abfangen“ müssen. Die Aufgaben dieser Muskelfasern sind dabei so fein, dass sie selbst in die Zellen hineinreichen und damit auch den Stoffwechsel mit beeinflussen.
Der Pferdekörper wird ohne eine Vorbereitung, durch mechanische Belastungen einer Dauerbelastung ausgesetzt, die mit der Zeit schlichtweg die Energiereserven des Pferdes erschöpfen, bei der der Stoffwechsel nicht mehr hinterherkommt und die Muskeln durch Wasseranlagerungen anschwellen lassen.
Dass das nicht der richtige Weg sein, um „gute“ Bewegungsmuskeln und Bewegungen zu entwickeln, versteht sich so gesehen von selbst. Es entstehen dabei Ausweichsmuskeln, die die Gelenke eigentlich vor Fehlbelastung schützen sollen, aber sehr schnell einschränkend wirken. Der hohe Muskeltonus und angeschwollene Strukturen, die wie Cellulite aussehen, sind deutlich sichtbare Zeichen des Pferdekörpers – das sich die Muskelkörper weiterhin zu sehr belasten müssen (Stress!)
Es gibt gewichtige Gründe, warum der Muskeltonus ansteigt – denn der Widerstand des Pferdes – den wir auch in seinem Verhalten spüren, ist eigentlich Gefäßwiderstand (fehlende Durchlässigkeit). Der wichtigste Regulator für den Gefäßwiderstand und damit den Muskeltonus sind winzig kleine Muskeln, am Übergang der Arterien zu den Kapillaren, also der Stelle, bevor der Sauerstoff und die Nährstoffe an das Gewebe abgegeben werden. Wenn sich diese winzigen Muskeln verkrampfen, dann erhöht sich der Widerstand manchmal schlagartig.
Der erhöhte Muskeltonus ist damit ein Stress- und Spannungszustand des Pferdes, bei dem die Muskeln angespannt sind, obwohl keine bewusste Bewegung ausgeführt wird. Sicherlich werden die Blutgefäße im Laufe des Pferdelebens tatsächlich immer ein wenig steifer (wie bei uns auch). Aber je weniger elastisch die Bewegungsstrukturen in ihrem Zusammenwirken sind, umso höher der Widerstand und desto geringer die Durchlässigkeit. Das alles ist wichtig zu wissen, denn es gibt einiges, was Sie tun können, um diese kleine, feine Muskulatur in ihrer Elastizität zu „trainieren“ und ausdauernder zu machen.
Die biomotorischen Bewegungen
In der ersten Phase der „biomotorischen Bewegungen“ wird ein feiner, ausgeglichener Muskeltonus hergestellt, um Gelenke, Wirbel und damit die Feinmotorik zu justieren. Gerade zu Beginn laufen die Bewegungen des Pferdes in einer ganz niedrigen Intensität ab, wo sich die einzelnen Muskeln ohne Spannung bewegen können. Durch die darauffolgende innere Dynamik wird die Durchblutung gefördert und Spannungsmomente werden weiter verringert.
Auch in den sogenannten „Fohlenspielen“ – bei der sich das Pferd in seiner Bewegungsfähigkeit wahrnimmt, werden einzelne Muskeln nie so weit gedehnt, dass es einen Reiz gibt. Ein Pferd, dem das eigene Körpergefühl durch die Anforderungen des Menschen abtrainiert wurde, kann oft nicht mehr einschätzen, welche Intensität von Muskelspannung es braucht und macht meist zu viel. Da ist für das Pferd die Orientierung und die Vorbildfunktion des Menschen wichtig (Reiterschulungen).
Dann aber steht einer gesunden Entwicklung von Reitbewegungen buchstäblich nichts mehr im Weg
Wie und durch was genau die Zusammenhänge und Vorgänge, die Stress- und Spannungszustände im Pferdekörper entstehen, ist vielen noch weitgehendst unbekannt, obwohl ich daran sein nunmehr fast zwanzig Jahren recherchiere, forsche und beobachte.
Eines ist dabei aber völlig klar – dass wir in Zukunft neue Wege gehen müssen, um das Pferd wieder zu Bewegungen zu animieren, die Pferdetypisch sind und dem Pferd nicht durch falsch verstandene „Unterrichte“ die Lust an der eigenen Bewegung zu vermiesen – die wir dann raustreiben müssen…
Damit wir unsere beiden Körper in einer einzigen Bewegung miteinander verbinden können
Wir müssen die Durchlässigkeit des Pferdekörpers erhöhen und die Atmung des Pferdes erweitern, um dann die eigentliche Pferdeausbildung starten zu können, in der das Pferd seine natürlich angelegten Bewegungen wieder entwickeln und sie auch mit der Last unseres Körpers ausführen kann – denn so entsteht das symbiotische Reiten.
Was wollen wir mehr?
Wenn Sie die „biomotorischen Bewegungen“ live an ihren Pferd in den Einzel Up-dates kennenlernen wollen:
Ich komme gerne zu Ihnen (alles eine Frage der Abstimmung) um Ihnen und Ihrem Pferd die „biomotorischen Bewegungen“ in den sogenannten Einzel Up-dates zu zeigen. Die Sie dann gemeinsam in ihr tägliches Leben und in ihr Reiten integrieren können. Die Vorbedingung ist der „Besuch“ einer „Reiterschulung“ – damit sie ihrem Pferd ein gutes Vorbild sein können…
29. 04. 2023 Celle bei Hannover
13. 05. 2023 Steißlingen bei Singen
27. 05. 2023 Graz/Trofaiach
28. 05. 2023 Reiterschulung Teil II Graz/Trofaiach
24. 06. 2023 Saalfelden/Österreich
29. 07. 2023 Geesthacht bei Hamburg
Beitrag erstellt am 30. 03. 2023