Es erstaunt mich immer wieder zutiefst, wie schnell sich die angeborenen Bewegungsmöglichkeiten im Gehirn des Pferdes reaktivieren lassen. Auch wenn die Formung der schädlichen, künstlichen Bewegungsabläufen schon ganze Arbeit geleistet haben oder wenn das Pferd schon von Altersspuren gekennzeichnet ist. Und weil der Pferdekörper aus so vielen Schichten besteht, in dem die künstlichen Bewegungen abgelagert werden – entsteht für mich fast wie ein kleines Wunder. Der Körper hat nicht das Gefühl alles neu lernen zu müssen oder dass alles umsonst war – nein, die biologischen Bewegungen werden bei der Aktivierung quasi im Körper hinterlegt – im Hintergrund gelagert.
Das Besondere am Biomotorischen Training ist, dass es die Bewegungen des Pferdes entwickelt oder weiterentwickelt. Das bedeutet das wir das was wir im Pferd vorfinden, annehmen, beobachten und unser Bestes dafür tun, damit der Körper seine regulierende „Hand“ über den Körper halten kann.
Unsere Aufgabe ist es dabei die „Bedingungen“ für den Pferdekörper zu verändern. Ich nenn das indirekte Bewegungsförderung, die die biologischen Bewegungen durch ihre Anreizung in den Vordergrund nehmen
Biologische Bewegungen verfolgen damit immer die Pfade im Körper der:
- Anatomie
- Angeborenen Bewegungen
- Physiologie
- Psyche
Damit sich der Pferdekörper in all seinen Möglichkeiten entfalten und entwickeln kann, muss er logischerweise von allem was ihn davon abhält, befreit werden. Das können selbst angewöhnte Muskelverstärkungen oder Sehneneinbindungen sein, oder eben Produkte des Menschen, wie die Genickbelastung, Kieferschnürung, Rippenkompression. Im Zuge der weitergehenden Reitentwicklung kommt dann noch der Körper des Menschen mit seinen Belastungsmomenten dazu
Biologische Bewegungen werden durch die Übungen des „Biomotorischen Trainings“ im Pferdekörper aktiviert. Ein wichtiges Detail ist die Entlastung von allem, was den sehr leicht veränderbaren biologischen Bewegungen schaden würde. Also mechanischen oder technischen Bewegungseinschränkungen, Bewegungen die rückwärts gerichtet sind, bei den die Bewegungen im Körper stecken bleibt, oder Bewegungen, die die Bewegungsentwicklung im Pferdekörper hindern. Für die biologischen Bewegungen muss man lernen verschiedene Handlungen nicht zu tun.
Das biomotorische Training – die Zusammenschaltung von Körper und Bewegungen
Die Zusammenschaltung von Körper und Bewegungen – die innere „Dressur“ – zielt auf die beste Beziehung zwischen Bewegung und der Körperplastizität des Pferdekörpers. Ein bewegungsfähiger Körper ist der Ausführer einer leistungsstarken Bewegung. Biomotorik bedeutet deshalb nichts anderes als die natürlichen Kräfte des Pferdekörpers optimal zu nutzen.
Die Biomotorik basiert nicht auf der Gehorsamkeit des Pferdes gegenüber dem Menschen, sondern durch Aufmerksamkeit für sich selbst, auf seine Bewegungen und Funktionalitäten, den eigenen Körper und die Außenwelt und seine direkte Umgebung, durch seine Wahrnehmung und seine Sinne. Deshalb steht auch die Frage, wie man die Beziehung und die Handlungen zum Pferd gestalten soll im Mittelpunkt des biomotorischen Trainings. Die körperliche Eigenwahrnehmung wird immer als Ziel gesetzt und beschließt anhand dieses Ziels, mit welchen Übungen man die angestrebte Veränderung erreichen kann.
Die individuelle Körperplastizität des Pferdekörpers ist das Ziel im Biomotorischen Trainings
Die Körperplastizität des Pferdes kann erst entstehen, wenn schädigende, einseitige, isolierte Bewegungen immer mehr in den Hintergrund geraten, und dafür fließende, durchlässige und verbundene Bewegungs-Sinfonien in den Vordergrund kommen. Die Zielsetzung des biomotorischen Trainings besteht nicht darin „die Bewegungen in seinen Leistungen auf das Äußerste zu steigern“ sondern es soll „es vielmehr in den angelegten Möglichkeiten und Fähigkeiten so vielfältig und angenehm wie möglich zu machen“. Dadurch erhalten die Bewegungen ihren Wert für den Körper zurück.