Bewegungen, Gestik, Mimik & Co. – ihre Aufgaben in der Phase I der „biomotorischen Übungen“
In der Phase I der „biomotorischen Übungen“ geht es um die (Wieder)Entwicklung der motorischen Basisfunktionen des Pferdes.
Zwischen Pferd und Mensch – vor allem, wenn sie sich länger kennen, sind häufig verfestigte Bewegungs- und Verhaltensweisen zu beobachten, die dem Pferd mit der Zeit einen völlig falschen Eindruck von „seinem“ Menschen vermitteln. Aber auch darüber hinaus gibt es vieles, was den Informations-Austausch zwischen Mensch und Pferd behindert und das Pferd irritiert. Schauen wir uns deshalb einige typische Verhaltensmuster des Menschen an, die besonders oft zu beobachten sind.
Oft genug gewinnt das Pferd den Eindruck, dass der Mensch die Sache nicht im Griff hat, das Pferd verliert sein Vertrauen zum Menschen und gerade deshalb möchte der Mensch seine jeweiligen Interessen noch stärker durchsetzen. Besonders bei Junghengsten kann das fatale Auswirkungen haben – aber auch bei allen anderen Pferden hinterlässt das tiefe Risse in der Vertrauensbildung.
Es gibt beispielsweise Situationen, in denen es wichtig wäre, dass sie ihr Handeln aber auch ihre Grenzen – freundlich aber bestimmt – deutlich machen. Für das Pferd sind diese Beobachtungen seines Menschen extrem wichtig, um sich dem Menschen vertrauensvoll anzuschließen und nicht in dauernder gespannter Bereitschaft stehen zu müssen. Prasseln dagegen nur laufend „Anforderungen“ auf das Pferd ein, werden sie zur Flutwelle für das Pferd, in der das Pferd „ertrinkt“.
Weiterhin kann die gemeinsame Bewegungsabstimmung ganz schnell aus dem Ruder laufen, wenn Sie unter Stress oder Erwartungsdruck stehen, sich unsicher fühlen oder nur sich selber – nicht aber das Pferd wahrnehmen (Empathie – die Bereitschaft und Fähigkeit, sich in die Welt des Pferdes einzufühlen). Dann gelingt es schlecht, dem Pferd eine Bewegung zu vermitteln oder es zu Bewegungen „einzuladen“.
Zu viel oder zu wenig – kein Problem mit der Bewegungseinladung
Die „Bewegungseinladung“ ist ein ganz wichtiges Element des Menschen in der ersten Phase der „biomotorischen Übungen“. Der Mensch führt seine Bewegungen aus, ohne dem Pferd was bewusst vermitteln zu wollen. Das Pferd kann in die Bewegungen ohne Druck „einsteigen“ – oder auch nicht, wenn der Körper dazu (noch) nicht fähig ist. Wir können dabei immer ganz sicher sein, dass das Pferd alles gibt, was es kann – was es nicht gibt, kann es (noch) nicht.
Bei der „Bewegungseinladung“ bemerkt das Pferd sehr schnell am Feedback des Menschen, dass er keine Reaktion des Pferdes erwartet – und dass es genügend Zeit hat sich auszuprobieren. Oder dass vom Menschen eine spielerische andere „Bewegungseinladung“ folgt, die dem Pferd den Druck nimmt, sich an einer Bewegungsausführung festzubeißen – was bei ehrgeizigen Pferden, oder Pferden, die gewohnt sind, ihre Pflicht zu erfüllen, sehr gerne passiert.
Hier und da
Der Mensch ist überall – nur nicht bei seinem Pferd. Der Blick schweift ziellos (aber sieht nichts wirklich) denn die Augen nehmen nichts wahr. Tatsächlich sind unsere Augen beim Pferd eine der freundlichsten und zugleich machtvollsten „Instrumente“ der Kommunikation. Nicht umsonst ist das „Eye-tracking“ in der Werbung sehr gut erforscht.
Einem Menschen mit dieser Gewohnheit entgeht das direkte Feedback des Pferdes und geht oft an – ohne das Pferd zu der gemeinsamen Bewegung einzuladen. Dem Pferd wird infolgedessen schnell langweilig oder „beginnt sein eigenes Ding zu machen“. Wenn wir unseren Junghengst nochmal als Beispiel nehmen, ist das alles andere als ungefährlich und beschwört Situationen herauf, die schwer aufzulösen sind.
Genauso schwierig kann aber ein ständiger Blickkontakt zum Pferd sein. Erstens können Sie ihren Blickkontakt schlecht aufrechterhalten, ohne ihre Körperausdruck zu verändern und zweitens löst der direkte Blickkontakt bei vielen Pferden ein gewisses Maß an Unbehagen aus.
Wie gesagt: unsere Augen sind unsere stärkstes Instrument in der Abstimmung mit dem Pferd. Selbst bei allerbester Absicht kann in der Kommunikation mit dem Pferd so einiges schiefgehen. Deshalb nehmen „ihre Augen“ – aber auch ihre Gesichts- und Mimikmuskulatur in der „Reiterschulung“ eine besondere Stelle ein. Ich möchte Ihnen zeigen, wie sie ihre Sensibilität für das Pferd, durch ihre Augen „schärfen“ können.
Diese Reihe wird fortgesetzt mit:
„Aufmerksamkeit ist besser als Pferde-Leckerlis, weil man sie oft und nach Belieben an das Pferd verteilen kann“.
„Das Haltetraining – ein spielerisches „Stopp“ bringt Ruhe und Orientierung in die Kommunikation mit dem Pferd.
Auch diese Themen – und noch viel mehr (z. B. die „Placements“) erleben Sie in den „Reiterschulungen“.
Termine für die nächsten „Reiterschulungen“:
29. April 2023 Celle bei Hannover
13. Mai 2023 Steißlingen bei Singen
27. Mai 2023 Graz/Trofaiach
28. Mai 2023 Reiterschulung Teil II Graz/Trofaiach
10. + 11. Juni Reiterschulung I + II (nicht öffentlich)
24. Juni. 2023 Saalfelden/Österreich
15, + 16. Juli Reiterschulung I + II (nicht öffentlich)
29. Juli 2023 Geesthacht bei Hamburg
23. September 2023 Wörgl/Kufstein/Österreich